Pädophilie-Affäre Jürgen Trittin gerät unter Druck

Berlin · Die Debatte um die Tolerierung von sexuellem Kindesmissbrauch in der Frühphase der Grünen hat jetzt auch Spitzenkandidat Jürgen Trittin erreicht.

1981 zeichnete er in Göttingen für ein Kommunalwahlprogramm verantwortlich, in dem Straffreiheit für gewaltfreie sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern gefordert worden war.

Im Grünen-Bundesprogramm von 1980 sei eine Passage zur Strafmilderung bei Sex mit Kindern aufgenommen worden, die falsch sei und erst 1989 korrigiert worden sei, sagte Trittin. Dieser Passus sei 1981 in das Kommunalwahlprogramm eingeflossen, für das er presserechtlich verantwortlich gezeichnet habe. Ihm sei das nicht mehr präsent gewesen. "Diesen falschen Forderungen haben wir uns nicht hinreichend entgegengestellt", sagte der Spitzenkandidat.

Er räumte ein: "Dafür trage ich die Verantwortung, das sind auch meine Fehler, die ich bedauere." Er betonte, er sehe sich nicht als Getriebener. Die Grünen selbst hätten den Göttinger Parteienforscher Franz Walter beauftragt, den Einfluss von Pädophilen aufzuklären. "Das ist unser Anspruch, mit dieser schlechten Geschichte der Grünen umzugehen." Trittins Co-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt sagte zu den Vorgängen: "Das ist keine neue Lage für uns, das ist etwas, was wir kennen, von dem wir wissen."

CSU-Politiker forderten Trittin auf, seine Spitzenkandidatur ruhen zu lassen. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte, der Vorgang erschüttere die Glaubwürdigkeit der Grünen erheblich. Bedauern zu äußern, genüge in keiner Weise den Ansprüchen, die die Partei stets an andere gerichtet habe. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) warf Trittin im "Tagesspiegel" blanken Hohn gegenüber allen Missbrauchs-Opfern vor.

(RP)
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