Persönlich Jürgen Fliege . . . tauft im Schwimmbad

Im Düsseldorfer Landeskirchenamt verdreht man schon die Augen - man muss sich mal wieder mit Jürgen Fliege beschäftigen. Denn der 67-jährige ehemalige Fernsehtalker und Pfarrer der rheinischen Landeskirche im Ruhestand hat einen neuen wunderlichen Einfall gehabt: Für kommenden Sonntag, 8 Uhr morgens, lädt Fliege in die Toskana-Therme im hessischen Kurort Bad Orb zum Taufgottesdienst ein. Die Teilnehmer sollen sich im Wasser versammeln ("Die Straßenkleidung bleibt in der Umkleide"); eine "Liquid-Sound-Anlage" überträgt Gesprochenes angeblich auch unter Wasser. "Ich will spüren, wie wichtig das Wasser ist, wie es alles wegwaschen kann, was das Leben zu stören schien", kündigt Fliege an. "Teilnahmegebühr": 39 Euro; ein Übernachtungs-Paket für zwei Personen (Doppelzimmer mit Frühstück) bewirbt das Thermen-Hotel für 237 Euro.

Das löst Irritationen aus - in Düsseldorf wie in der Landeskirche Kurhessen-Waldeck, zu der Bad Orb gehört. Einen Gottesdienst gegen Eintritt anzubieten, "geht jedenfalls nicht", heißt es aus dem Kirchenamt in Kassel. Zudem steht die Frage im Raum, ob Fliege gegen Kirchenrecht verstößt. Denn die Gemeinde, die nach eigenen Angaben aus der Zeitung von der Taufaktion erfuhr, hätte er nach Angaben des zuständigen Hanauer Propstes zuvor in Kenntnis setzen müssen, wenn einer der Täuflinge Mitglied einer evangelischen Gemeinde werden wolle.

Durch eine ähnliche Verbindung aus Geschäftssinn und esoterischer Verschrobenheit war Fliege, gebürtig aus Radevormwald, Vikariatskollege und langjähriger Freund des früheren rheinischen Präses Nikolaus Schneider, bereits vor gut drei Jahren Gegenstand eines Disziplinarverfahrens seiner Kirche geworden. Damals hatte er eine angeblich von ihm spirituell aufgeladene "Fliege-Essenz" beworben und vertrieben; seine Zeitschrift "Fliege" gab zudem Tipps für einen Kirchenaustritt.

Frank Vollmer

(RP)
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