Persönlich Josef Schuster ... spricht für Juden in Deutschland

Er ist das Gesicht der jüdischen Gemeinde in Bayern. Jetzt will Josef Schuster Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland werden. Gestern kündigte Präsident Dieter Graumann (64) an, nicht erneut zu kandidieren. Er wolle sich nach vier Jahren an der Spitze des Zentralrates mehr um seine Familie und sein Privatleben kümmern.

Schuster hat als derzeitiger Vizepräsident gute Chancen auf das Amt: Auch der scheidende Graumann unterstützt Schusters Kandidatur. Mit dessen Wahl zum neuen Präsidenten wäre die Kontinuität gesichert, erklärte Graumann. Auch im Zentralrat soll der Würzburger eine breite Unterstützung haben, wo er als eher moderat gilt. Vor deutlichen Worten an die Politik schreckt er dennoch nicht zurück: So kritisierte Schuster in der Vergangenheit die NSU-Ermittlungen, die im rechten Spektrum nicht mit ausreichend Konsequenzen geführt worden seien.

Schusters Familie ist in Unterfranken seit Jahrhunderten verwurzelt. Seit 1998 ist er Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken, seit zwölf Jahren der Präsident des bayerischen Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden. Der 60-Jährige gehört wie Graumann zu der ersten Generation von Juden, die den Holocaust nicht selbst erlebt haben. Sein Vater David Schuster überlebte Dachau und Buchenwald und wurde 1938 aus Deutschland vertrieben. Bald nach der Geburt von Sohn Josef zog die Familie von Israel zurück nach Bayern. David Schuster baute in den 70er Jahren Würzburgs erste Synagoge nach dem Krieg auf.

Schuster selbst studierte Medizin und betreibt eine Praxis in Würzburg - diese will er weiterführen, denn die Präsidentschaft im Zentralrat ist ein ehrenamtlicher Posten. In seiner Heimat engagiert sich der Internist außerdem seit fast 40 Jahren beim Roten Kreuz und als Wasserwachtarzt. Ob Schuster den Vorsitz im Zentralrat bekommt, entscheidet sich bei der Wahl am 30. November.

(RP)
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