Persönlich Josef Schuster . . . ist als Jude gegen ein Kopftuchverbot

Für den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster (63), ist ein Kopftuchverbot für Muslime im öffentlichen Dienst nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Die Diskussion über Kopfbedeckungen sei ein Zeichen der zunehmenden Intoleranz gegenüber dem religiösen Leben in Deutschland, sagte er in einem Interview mit der "Welt am Sonntag".

Bei der unerwarteten Unterstützung für den Islam von jüdischer Seite dürfte für Schuster auch eine Rolle gespielt haben, dass auch das Judentum eine Kopfbedeckung kennt, die Kippa für den Mann. Das Tragen einer Kippa sage eine Menge über das Verhältnis des Trägers zum Judentum aus und weniger über sein Verhältnis zum Staat.

Doch diese Argumentationslinie muss dann eben auch für den Islam gelten. Auch hier berufen sich viele Muslima auf ihre Religion und sehen das Tragen des Kopftuches als Ausdruck ihrer Gläubigkeit und nicht als politisches Statement.

Und genau hier liegt die Schwierigkeit. Schuster pocht darauf, dass Beamte die Zeichen ihrer Religion solange tragen dürfen, solange sie sich neutral verhalten. Das setzt aber voraus, dass die Träger religiös begründbarer Kopfbedeckungen auch die strikte Trennung von Staat und Religion anerkennen und vor allem leben. Und diese strikte Trennung erkennt der fundamentalistische Islam nicht an.

Schuster ist seit November 2014 Präsident des Zentralrates der Juden. Seine Familie wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, der Familienstammbaum lässt sich bis ins frühe 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Nach den Anschlägen im Februar 2015 in Paris und Kopenhagen erklärte der als Internist arbeitende Schuster, er sehe derzeit keinen Grund, warum Juden Deutschland verlassen sollten. Jüdisches Leben sei hier weiter möglich. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte in Europa lebende Juden zur Auswanderung nach Israel aufgefordert.

(RP)
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