Persönlich Joschka Fischer hilft den Grünen im Wahlkampf

Viele Jahre wollte Joschka Fischer von seiner Partei nicht mehr viel wissen, sein Verhältnis zu den Grünen galt als angespannt. Doch jetzt kommt er doch zurück zu den Seinen: Am kommenden Montag zeigt sich die einstige Lichtgestalt der Öko-Partei an der Seite der Spitzenkandidatin für die Europawahl, Rebecca Harms. Der 66-jährige Ex-Außenminister nimmt in Berlin an einer Podiumsdiskussion zum Thema "Friedensmacht Europa - Herausforderung Ukraine" teil, die Parteichef Cem Özdemir moderiert.

Fischers Auftritt ist bemerkenswert, denn nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik ein Jahr nach der verlorenen Bundestagswahl 2005 hat sich Fischer nur noch sporadisch auf Wahlkampfbühnen und Parteitagen gezeigt. Doch nach dem Abgang von Jürgen Trittin und Claudia Roth an der Fraktions- und Parteispitze könnten die Versuche der jüngeren Führungsriege, das verkorkste Verhältnis zum Übervater zu kitten, nun endlich Früchte tragen.

Zumal sich die Grünen von ihrem für sie enttäuschenden Ergebnis bei der letzten Bundestagswahl, aus der sie mit nur 8,4 Prozent als kleinste Fraktion hervorgingen, noch immer nicht erholt haben. In Umfragen für die Europawahl am 25. Mai liegen sie zwar etwas besser, bei rund zehn Prozent. Trotzdem ist die Schützenhilfe ihres früheren heimlichen Vorsitzenden im Europawahlkampf den Grünen höchst willkommen. Denn bisher haben sie größte Mühe, in der Öffentlichkeit mit eigenen Themen überhaupt vorzukommen.

Neue Pannen nach der Bundestagswahl haben das Image auch der neuen Führungsriege angekratzt. Trittins Nachfolger Anton Hofreiter musste etwa am Wochenende eingestehen, in Berlin jahrelang keine Zweitwohnungssteuer gezahlt zu haben. Sechs weitere Grünen-Abgeordnete gaben jetzt zu, ebenfalls Steuern hinterzogen zu haben. Das ist kaum entschuldbar und peinlich - umso mehr hoffen sie nun, dass Fischer für ein wenig mehr Glanz sorgen wird. Birgit Marschall

(mar)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort