Persönlich John McCain . . . schießt gegen Steinmeier

Wenn es darum geht, scharfe Töne im Stil kalter Krieger zu spucken, ist Russlands Präsident Wladimir Putin nicht allein. US-Senator John McCain (78) kann ihm bequem das Wasser reichen. Da die Deutschen versuchen, die USA davon abzuhalten, den Ukraine-Konflikt militärisch aufzuladen, schießt sich McCain nun auf die Bundesregierung ein und wirft ihr eine verheerende Beschwichtigungs-Politik vor.

Nach Kanzlerin Angela Merkel ("Sie hat keine Ahnung, oder es ist ihr egal, dass Menschen in der Ukraine abgeschlachtet werden") hat er sich nun Außenminister Frank-Walter Steinmeier vorgenommen. Dieser besitze "keinerlei Glaubwürdigkeit". Der SPD-Außenminister hatte McCain verärgert, indem er es gewagt hatte, eine Intervention von 47 republikanischen Senatoren zu kritisieren. Die hatten sich in die Bemühungen der Obama-Administration eingemischt und jede Einigung mit dem Iran in der Atomfrage unter den Vorbehalt einer Zustimmung des Kongresses gestellt. Das war der Appell, auch im Konflikt mit Teheran auf Stärke und nicht auf Verständigung zu setzen.

McCain ist doppelt geprägt: familiär durch seinen Vater und Großvater, die beide als Admiräle den Aufstieg der USA zur Weltmacht begleiteten, und persönlich, weil er als Bomberpilot im Vietnamkrieg abgeschossen, fünf Jahre gefangen gehalten und gefoltert wurde. Zwei Mal trat er ohne Erfolg als Präsidentschaftskandidat an. Dennoch gehört er zu den einflussreichsten Politikern Washingtons. Nach McCains erster Kritik hatte Steinmeier bei der Sicherheitskonferenz in München ein altes Sprichwort zitiert: "Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus." Der jüngste Schlag dürfte Steinmeier nicht überrascht haben. Jedenfalls schlossen sich die Reihen hinter ihm.

EU-Außenexperte Elmar Brok (CDU) forderte McCain auf, sich zu entschuldigen. Es ist unwahrscheinlich, dass der Haudegen den Hammer aus der Hand legt.

(RP)
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