Jubel der Angestellten kam zu früh Jobs sind immer noch gefährdet

Frankfurt/Main (AP). Nach der gescheiterten Megafusion von Deutscher und Dresdner Bank kann aus Expertensicht keine Entwarnung für die bedrohten Arbeitsplätze gegeben werden. Der Finanzwissenschaftler Wolfgang Gehrke sagte am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin, der Jubel der Mitarbeiter, die den befürchteten Stellenabbau wenigstens hinausgeschoben sähen, sei verfrüht.

Das Privatkundengeschäft der Dresdner Bank rechne sich nicht. Bei der Fusion sollten rund 16.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft rechnet mit dem Abbau von rund 30 Prozent der 770.000 Arbeitsplätze im Bankgewerbe.

DAG-Vorstandsmitglied Gerhard Renner sagte am Donnerstagmorgen im Saarländischen Rundfunk, in den kommenden fünf bis sieben Jahren sei jeder dritte Arbeitsplatz in der Branche in Gefahr. Davon blieben auch die öffentlich-rechtlichen Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken nicht verschont. "Wir wissen mit großer Sicherheit, dass am Ende kein Stein auf dem anderen bleibt." Im Deutschlandradio Berlin sagte er, Grund seien der Strukturwandel, das Streben nach Größe sowie der Einsatz neuer Techniken. Deshalb könne man sich auch dem Scheitern der Fusion von Deutscher und Dresdner nicht zurücklehnen.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) Margret Mönig-Raane, sagte im NDR, es gebe keinen Grund, die Sektkorken knallen zu lassen. Beide Institute hätten weitere Rationaliserungsschritte teilweise schon auf den Tisch gelegt und weitere Arbeitsplätze sollten abgebaut werden.

Die HBV kritisierte, die Fusion sei "handwerklich sehr schlecht und unprofessionell vorbereitet gewesen". Versuche anderer Finanzdienstleister, die Dresdner Bank zu übernehmen, seien nicht auszuschließen. Die Gewerkschaft forderte, zum Schutze von Beschäftigten und Kunden müssten wirksame Übernahmereglungen geschaffen werden. Es fehle ein Übernahmekodex, der dafür Sorge trage, dass vor der Fusionsentscheidung alle strittigen Fragen geklärt seien.

(RPO Archiv)
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