Persönlich Joachim Meisner . . . hatte viel Ärger beim Bahnfahren
Ein Jahr nach dem Tag, an dem sein Freund Benedikt XVI. das Papstamt aufgab, dem 28. Februar 2013, wurde auch Joachim Kardinal Meisner Ruheständler. Nun spaziert der 80-jährige Alt-Erzbischof von Köln im dunklen Anorak durch die Stadt, die sich gerne "Rom des Nordens" nennen lässt, in die Meisner 1987/88 partout nicht umziehen wollte. Köstlich die Anekdote, die der große Erzähler Meisner einst bei den Augustinerinnen in Neuss zum Besten gab: Meisner geschockt im Liegestuhl neben Johannes Paul II. am Swimmingpool im päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo. Der Papst hatte ihm soeben verkündet, ihn von Berlin an den Rhein verpflanzen zu wollen. Meisner: "Heiliger Vater, das meinen Sie jetzt aber ex Liegestuhl und nicht ex cathedra?" Die weitere Geschichte ist bekannt.
Erzbischof Joachim Meisner im Kölner Dom verabschiedet
Nun gibt es wieder Amüsantes zu berichten über den in Glaubensdingen unbeugsamen Geistlichen, der als junger Bursche zunächst eine Banklehre absolvierte und in ein Mädchen verliebt war, bevor er sich zu Theologie und Priestertum berufen fühlte: Der Senior, dem die Knie Beschwerden machen, wollte mit der Bahn zur Goldhochzeitsfeier seines Bruders nach Thüringen. Der ungeübte Bahnfahrer mit kleiner Wohnung nahe des Kölner Doms erlebte eine Panne nach der anderen: Zugverspätung in Frankfurt, längerer Zwangsstopp in Fulda, Wagen defekt, Umsteigen, neuer Wagen, alte Probleme: Bullenhitze, weil die Klimaanlage kaputt war. Ein Schaffner erkannte den Gottesmann und meinte, ein bisschen Hilfe von ganz oben wäre jetzt nicht schlecht. Daraufhin Meisner, der einen verschmitzten Humor besitzt: "Den lieben Gott brauchen wir für andere Dinge, nicht als Hilfsbremser der Bahn. Strengt euch lieber selber an."
In Rom, wo der Ruheständler stets gerne weilt und gute vatikanische Verbindungen pflegt, spült er mancherlei Verdrießliches gerne mit ein bis zwei Grappa runter.
