Aufsehen erregende Rede Joachim Gauck verteidigt den Neoliberalismus

Eine Woche vor seinem 74. Geburtstag hat Bundespräsident Joachim Gauck eine große Rede mit einem Plädoyer für Marktwirtschaft gehalten. Er forderte dazu auf, Vorbehalten gegen Marktwirtschaft und Liberalismus entgegenzutreten.

 Joachim Gauck löst mit seinen Worten über den Neoliberalismus eine überfällige Debatte aus.

Joachim Gauck löst mit seinen Worten über den Neoliberalismus eine überfällige Debatte aus.

Foto: dpa, Maurizio Gambarini

"Ungerechtigkeit gedeiht nämlich gerade dort, wo Wettbewerb eingeschränkt wird, durch Protektionismus, Korruption oder staatlich verfügte Rücksichtnahme auf Einzelinteressen", sagte der Präsident in Freiburg. Anlass seiner Rede war das 60-jährige Bestehen des Walter-Eucken-Instituts, benannt nach dem Ökonomen und Mitbegründer der sozialen Marktwirtschaft .

Der Präsident verteidigte sogar den viel geschmähten Neoliberalismus, der sich aus seiner Sicht gegen den "Laissez-faire"-Kapitalismus des 19. Jahrhunderts wende.

Gauck wäre nicht Gauck, wenn er nicht auch in dieser Rede den Versuch unternommen hätte, eine gesellschaftspolitische Balance herzustellen. So mahnte er zugleich, eine Wirtschaftsordnung sei nur auf Dauer tragfähig, "die auf das Anliegen der sozialen Gerechtigkeit zielt und, zur Erfüllung dieses Anliegens, auf den höchstmöglichen wirtschaftspolitischen Wirkungsgrad". Wettbewerb dürfe nicht allein den Mächtigen nutzen, betonte Gauck und forderte mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit in Deutschland.

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Gauck ist seit knapp zwei Jahren im Amt, und bislang machte er nicht mit der Forderung nach einem "Ruck" wie einst Roman Herzog oder der Erfindung eines neuen Präsidenten-Themas wie Christian Wulff mit der Integration auf sich aufmerksam. Diese Rede nun lässt aufhorchen.

Mit seinen starken Worten könnte er zu dem Präsidenten werden, der eine in Arm und Reich und auch ideologisch auseinanderdriftende Gesellschaft zum Zusammenhalt aufruft, indem er sie an die Grundlagen ihres Wohlstands erinnert. Gauck hat ein neues Thema.

(RP)
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