Persönlich Jeremy Corbyn . . . singt die Hymne nicht mit

Kaum im Amt, hat der neue Chef der britischen Labour-Partei schon öffentlichen Ärger. Die Patrioten unter den Briten und große Teile der Medienlandschaft auf der Insel nehmen es ihm übel, dass er bei den Feierlichkeiten zum Gedenken an die Luftschlacht um England vor 75 Jahren die Nationalhymne nicht mitgesungen hat.

Als Sozialist ist Corbyn auch Gegner der Monarchie und überzeugter Pazifist. Wohl deswegen hielt er beim "God Save The Queen" die Lippen fest geschlossen.

Die Veteranen der Royal Air Force, zu deren Ehren der Gottesdienst in der St.-Pauls-Kathedrale in London stattfand, waren irritiert über diese Respektlosigkeit. "Schändlich" sei Corbyns Benehmen, eine "Brüskierung" der Königin und eine "Abfuhr" für das ganze Land, so die "Sun" und der "Telegraph". Die konservativ ausgerichtete Tageszeitung machte sich außerdem über Corbyns Aufzug lustig. Hose und Sakko hätten farblich nicht zusammengepasst, der oberste Hemdknopf sei nicht geschlossen gewesen. Er habe wie ein Unidozent ausgesehen, der verschlafen und sich im Dunkeln angezogen habe.

Der 66-jährige Oppositionsführer ist kein Liebling der Medien. Unbeeindruckt angesichts der Häme antwortete er auf Twitter: "Wir haben keine Zeit für Geschwätz (We haven't got time für tittle tattle.) Leute leiden in diesem Land - und wir haben Arbeit zu tun." Der langjährige Hinterbänkler will Politik nicht für die Medien, sondern für die Menschen machen - "mehr Fakten, weniger Theater", so drückte er es bei einer Fragestunde im Parlament aus.

Corbyn hat sich schon in der Thatcher-Ära politisch engagiert und hat einige seiner linken Positionen seit dieser Zeit beibehalten. Er ist gegen die strenge Sparpolitik von Premierminister David Cameron, will die Studiengebühren abschaffen und aus der Nato austreten. Seit 2013 ist er in dritter Ehe mit der Mexikanerin Laura Álvarez verheiratet, er hat drei Söhne aus seiner zweiten Ehe.

(RP)
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