Schwerpunkt soll auf finanzieller Nothilfe liegen IWF: US-Experten für veränderte Kreditpraxis

Washington (dpa). Eine umfassende Änderung der Kreditpraxis des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat eine vom US-Kongress eingesetzte Expertenkommission gefordert. Danach soll der IWF künftig keine langfristigen Entwicklungskredite mehr vergeben und sich wieder auf seine ursprüngliche Aufgabe besinnen, Mitgliedsländern in Finanzkrisen Nothilfen zu gewähren.

In dem am Mittwoch in Washington veröffentlichten Bericht des Gremiums von Wirtschaftswissenschaftlern wird außerdem empfohlen, die Weltbank in Weltentwicklungsbehörde umzubenennen. Die Arbeit der Weltbank olle auf die Vergabe von Zuschüssen statt Krediten für die ärmsten Länder konzentriert werden.

Der Bericht der 1998 vom Kongress beauftragten Kommission unterstützt Vorschläge des US-Finanzministers Lawrence Summers zu einer Beschränkung der IWF-Rolle auf Krisenhilfen. Erst im vergangenen Herbst hatte der Währungsfonds beschlossen, sich auf die Armutsbekämpfung und langfristige Entwicklung als besten Weg zur Krisenvorbeugung zu konzentrieren.

Der Kommission zufolge sollen IWF-Kredite nur noch auf einer kurzfristigen Basis und an Staaten vergeben werden, die sich vorher grundsätzlich dafür qualifiziert haben. Dies würde bedeuten, dass Mitgliedsländer bereits vor dem Auftreten von Krisen bestimmte Kriterien erfüllen müssen - eine Abkehr von der viel kritisierten bisherigen IWF-Praxis, Krisenhilfen mit strikten Spar- oder Reformauflagen zu verknüpfen.

Zu den vom Expertengremium genannten Vorbedingungen gehört eine Öffnung der Märkte in Entwicklungsländern für ausländische Banken, um die Kapitalflüsse zu verstärken und Korruption zu verringern. Außerdem sollen sich die Staaten zu strikter Haushaltsdisziplin verpflichten, damit der IWF nicht finanziell für schlechte Ausgabenpolitik aufkommen muss.

"Der IWF würde ein integraler Teil des globalen Systems bleiben, aber in einer sehr veränderten Form", erklärte der Kommissionsleiter Allan Meltzer, Professor für Wirtschaftspolitik an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, am Mittwoch im "Wall Street Journal". Die Weltbank habe die Einrichtung habe die Anpassung an grundlegende Änderungen in der Weltwirtschaft verpasst. Unter anderem wurde der Bank vorgehalten, sich bei der Kreditvergabe auf Länder wie Argentinien, Mexiko, Brasilien und China konzentriert zu haben, die genügend Zugang zu privatem Kapital hätten. Das Setzen solcher Schwerpunkte schade den Bemühungen, den ärmsten Ländern auf der Welt zu helfen.

(RPO Archiv)
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