IWF-Chef bleibt vorerst in Haft

Ein US-Richter lehnte eine Freilassung von Dominique Strauss-Kahn trotz einer Millionen-Kaution ab. Zuvor hieß es, der unter Vergewaltigungsverdacht stehende Franzose habe ein Alibi. Zugleich gibt es neue Vorwürfe.

New York Es sind Bilder eines jähen Falls. In Handschellen, die Hände auf dem Rücken gefesselt, wird Dominique Strauss-Kahn, der geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), von einer Polizeiwache in Harlem zu einem Auto geführt, während Kamerascheinwerfer die Nacht erhellen. Wird er schuldig gesprochen, drohen ihm bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Gestern mussten Strauss-Kahns Verteidiger einen Rückschlag vor einem New Yorker Gericht einstecken. Der Richter lehnte ihren Antrag ab, den Währungsexperten gegen Hinterlegung von einer Million Dollar Kaution auf freien Fuß zu setzen. Es bestehe die Gefahr, dass Strauss-Kahn nach Frankreich fliehen könne. Ihm wird versuchte Vergewaltigung eines Zimmermädchens vorgeworfen. Die 32-Jährige identifizierte Strauss-Kahn bei einer Gegenüberstellung auf einer Polizeiwache in Manhattan. Der Franzose war am Samstag in New York wenige Minuten vor seinem Abflug zu einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel im Flugzeug festgenommen worden. Ihm wird auch sexuelle Nötigung und Freiheitsberaubung zur Last gelegt.

In der Nacht zum Sonntag wurde der IWF-Direktor in eine New Yorker Klinik gefahren, ins Kings County Hospital in Brooklyn. Dort nahmen Mediziner DNA-Proben. Eventuelle Hautfetzen unter den Fingernägeln sollen Hinweise liefern, ob sie von dem Zimmermädchen stammen. Nach vorläufigen Informationen stammt die Hotelangestellte aus Afrika und ist alleinerziehende Mutter einer Tochter im Teenager-Alter. Sie lebt in der Bronx, dem ärmsten Stadtviertel New Yorks.

Strauss-Kahn heuerte neben seinem Anwalt William Taylor einen Starjuristen an, um sich gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen. Benjamin Brafman verteidigte bereits Mandanten wie Michael Jackson, den Rapper Sean Combs und Plaxico Burress, einen Footballspieler der New York Giants. Er gilt als einer der Besten und Teuersten seiner Branche.

So steht nun einer der wichtigsten Banker der Welt gegen eine Immigrantin aus dem tristen Mietskasernenmilieu der Bronx. Die New Yorker Boulevardpresse hat dieses Thema bereitwillig aufgenomen. Die Polizisten hätten nicht viel Gutes zu sagen über den arroganten Untersuchungshäftling, diesen "französischen Idioten", schreibt die "New York Post". Ähnlich hämisch begleitet das Konkurrenzblatt "Daily News" den 62-Jährigen auf seinem "Weg der Schande" in die Zelle. Kostete die Übernachtung im Luxushotel Sofitel 3000 Dollar, muss er sich nun mit karger Kost hinter Gittern begnügen. Sie wird von den Blättern mit einem Dollar und 80 Cent pro Mahlzeit veranschlagt.

Strauss-Kahn soll sich über Jahre hinweg sexueller Vergehen schuldig gemacht und für seine Aktivitäten immer das selbe New Yorker Hotel genutzt haben, sagte der konservative französische Abgeordnete Michel Debré. Strauss-Kahns Ehefrau, die Journalistin Anne Sinclair, glaubt "nicht eine Sekunde", dass wahr sei, was ihrem Mann zur Last gelegt werde. Der IWF-Direktor selbst hat angeblich ein Alibi: Er habe mit seiner Tochter in einem Restaurant zu Mittag gegessen. Weiteres Ungemach droht ihm indes aus Frankreich. Die Autorin Tristane Banon erwägt eine Anzeige wegen angeblicher versuchter Vergewaltigung 2002.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort