Israel und Syrien haben Friedensgespräche wieder aufgenommen Israelische Medien: Frieden zu 80 Prozent schon ausgehandelt

Shepherdstown/Jerusalem (dpa). Die neue Runde der Friedensgespräche zwischen Israel und Syrien hat am Montag in den USA begonnen. Zum Auftakt kam US-Präsident Bill Clinton in der Kleinstadt Shepherdstown bei Washington mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak zusammen. Gleichzeitig sprach Außenministerin Madeleine Albright mit dem syrischen Delegationsleiter Außenminister Faruk el Schara. Später sollten die eigentlichen Verhandlungen unter Vorsitz der Amerikaner beginnen. Die erste Runde hatte am 15. Dezember in Washington stattgefunden.

Beide Delegationen willigten ein, während der Gespräche ihre Handy-Telefone abzugeben, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums James Rubin. Dies soll dazu beitragen, die Vertraulichkeit der Verhandlungen in einem Hotel der abgelegenen Stadt zu wahren. Zentrale Punkte der Verhandlungen sind die Rückgabe der seit 1967 von Israel besetzten Golan-Höhen an Syrien und im Austausch dafür Sicherheitsgarantien. Es gibt keine zeitliche Begrenzung für die neue Runde.

Clinton demonstrierte mit seinem persönlichen Auftritt in Shepherdstwown die große Bedeutung, die er den israelisch-syrischen Gesprächen im Rahmen seiner Friedensbemühungen für den gesamten Nahen Osten beimisst. In US-Medien hieß es, ein Abkommen zwischen Tel Aviv und Damaskus gehöre zu den wichtigsten außenpolitischen Zielen seiner letzten zwölf Amtsmonate. Nach Berichten israelischer Medien sind 80 Prozent des Abkommens mit Syrien angeblich bereits ausgehandelt.

Syrien gehe in die Verhandlungen mit der Absicht, einen gerechten Frieden herzustellen, der "Land und Würde zurückgeben kann", schrieb die syrische Regierungszeitung "Tischrin". Noch hege Damaskus große Skepsis, was die Ernsthaftigkeit bei den Israelis hinsichtlich eines wirklichen Friedens betreffe. Erneut betonte "Tischrin", Frieden mit Syrien sei von einem völligen israelischen Abzug von den Golan-Höhen abhängig.

Viele Israelis sind überzeugt, dass der Abzug von den 1967 besetzten Golan-Höhen längst beschlossene Sache ist. Barak hatte vor seiner Abreise zu der zweiten Verhandlungsrunde in Shepherdstown bei Washington am Sonntag bestritten, Syrien bereits konkrete Zusagen gemacht zu haben. Die israelische Zeitung "Jedioth Ahronoth" schrieb jedoch am Montag unter Berufung auf US-amerikanische und syrische Regierungsvertreter: "80 Prozent des Abkommens mit Syrien sind bereits ausgehandelt."

Israel möchte die zeitlich unbegrenzten Gespräche in Shepherdstown im US-Bundesstaat West Virginia mit Verhandlungen über Sicherheitsgarantien und die Normalisierung der Beziehungen zwischen den verfeindeten Staaten beginnen. Syrien dagegen zieht es laut Presseberichten vor, zunächst über Grenz- und Wasserfragen zu sprechen.

In Jerusalem protestierten am Montagabend mehrere hundert vor allem jüngere Siedler gegen eine Rückgabe der Golan-Höhen. In Tel Aviv demonstrierten hingegen nach Angaben des Fernsehens ebenfalls mehrere hundert Anhänger der Friedensbewegung für eine Aussöhnung mit Syrien. Im drusischen Dorf Madschdal Schams auf den Golan-Höhen gingen Dutzende von Einwohnern für die Freilassung syrischer Gefangener in Israel auf die Straße. An ihren Häusern befestigten die Bewohner syrische Fahnen und riefen pro-syrische Parolen.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort