Israelis und Palästinenser verhandeln über Verhandlungen

Amman Nach 16 Monaten Stillstand haben sich in der jordanischen Hauptstadt Amman Vertreter der Israelis und Palästinenser erstmals wieder von Angesicht zu Angesicht getroffen. Im Vorfeld des Treffens waren beide Seiten bemüht, die Erwartungen zu dämpfen: Als "Verhandlungen über Verhandlungen" definierte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak das Treffen zwischen dem palästinensischen Chefunterhändler Saeb Erekat und dem Sondergesandten des israelischen Premiers, Jitzchak Molcho. Das Gespräch war dank der Bemühungen des jordanischen Königs Abdullah zustande gekommen. Beide Seiten mutmaßten freilich, ihr Gegenüber erscheine nur, um nicht vor der Welt als Bösewicht dazustehen, der den Friedensprozess vereitele.

Seit dem Zusammenbruch direkter Verhandlungen im September 2010 hatten immer wieder Geheimgespräche zwischen Israel und der Autonomiebehörde stattgefunden, doch gestern sprachen beide Seiten erstmals wieder direkt miteinander. Man wolle "einen Durchbruch erreichen, um über die wichtigsten Themen, angefangen mit Grenzziehung und Sicherheit, zu verhandeln", sagte Jordaniens Außenminister Nasser Dschude.

Zwar endete das Treffen ohne konkretes Ergebnis. Allerdings kündigte Dschude weitere Treffen beider Seiten in Jordanien an. Der Gesprächsverlauf sei positiv gewesen, er wolle jedoch keine zu hohen Erwartungen wecken, sagte Dschude im Beisein von Repräsentanten des Nahost-Quartetts. Dennoch dürfe man die Bedeutung des gestrigen Treffens nicht unterschätzen.

Die israelische Nachrichtenseite "Ynet" berichtete, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas könnte schon bald den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu treffen. "Alle Beteiligten haben ihre Verpflichtung zu einer Zwei-Staaten-Lösung bekräftigt", sagte Dschude. Nach Angaben des israelischen Rundfunks übergab der palästinensische Unterhändler Erekat seinem israelischen Kollegen Molcho die Vorschläge über den künftigen Grenzverlauf sowie die Sicherheitsregelungen. Molcho habe angekündigt, Israel werde in Kürze seine Positionen in der Frage mitteilen.

(RP)
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