Kein Ende der Gewalt im Nahen Osten in Sicht Israel plant Großoffensive gegen militante Palästinenser

Jerusalem (AP). Einen Tag vor dem Israel-Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder hat Jerusalem eine Großoffensive gegen militante Palästinenser angekündigt. Der stellvertretende Verteidigungsminister Ephraim Sneh erklärte am Montag, die Armee werde nicht länger nur auf palästinensische Angriffe reagieren, sondern selbst Initiative ergreifen. Bei den anhaltenden Unruhen stieg die Zahl der Toten unterdessen auf 143. Schröder appellierte nach Gesprächen mit der jordanischen Führung an die Konfliktparteien, die Verhandlungen wieder aufzunehmen.

Im Westjordanland wurde am Montag ein 20-jähriger Palästinenser tot aufgefunden. Der Mann wurde Ärzten zufolge während eines Gefechts mit israelischen Soldaten erschossen. Dabei sei auch sein Bruder getötet worden. Außerhalb von Jerusalem wurde die Leiche eines Israelis entdeckt, der vermutlich von Palästinensern erstochen wurde. In Jerusalem schoss ein Mann zwei israelische Wachleute an. Eines der Opfer starb im Krankenhaus.

Sneh erklärte im Rundfunk, Israel werde Sonderheiten gegen militante Palästinenser einsetzen. Für die jüngsten Angriffe der schiitischen Hisbollah-Miliz machte er den syrischen Präsidenten Baschar el Assad persönlich verantwortlich. Falls es zu weiteren Terrorakten komme, werde Israel zu schärferen Maßnahmen gegen Syrien greifen, drohte Sneh.

Nach dreimonatiger Sommerpause trat das israelische Parlament in Jerusalem zusammen. Ministerpräsident Ehud Barak, der keine Mehrheit mehr hat, sagte vor der Knesset, seine Hand sei weiter für den Frieden ausgestreckt. Er lasse sich aber nicht zu weiteren Zugeständnissen zwingen. "Die Gewalt wird nicht belohnt werden", betonte Barak. Die ultra-orthodoxe Schas-Partei kündigte an, Barak einen Monat lang zu unterstützen. Der Führer des rechtsgerichteten Likud-Blocks, Ariel Scharon, sagte, er habe die Idee einer Notstandsregierung mit Barak nicht aufgegeben.

Der palästinensische Präsident Jassir Arafat bekräftigte in Gaza seine Forderung nach Ostjerusalem als Hauptstadt eines palästinensischen Staates. Laut Arafat will der PLO-Zentralrat am 15. November zusammentreten. Er sagte jedoch nicht, ob das Gremium dann einen eigenen Staat ausrufen wird.

(RPO Archiv)
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