Kfar Vitkin Israel: Imbiss-Chef holt Juden und Araber an einen Tisch

Kfar Vitkin · Ein Fast-Food-Restaurant dicht an der Autobahn zwischen Tel Aviv und Haifa macht bei dem wachsenden Misstrauen zwischen Juden und Arabern in Israel nicht mit. "Humus-Bar", so nennt sich der Imbiss im Einkaufszentrum des Dorfs Kfar Vitkin. Erst vor vier Monaten hat Kobi Tzafrir den Laden übernommen. Jetzt macht er Schlagzeilen mit der Aktion "Humus für den Frieden". Als Reaktion auf die neuerliche Gewalt in Israel kassiert der Imbiss-Chef nur noch den halben Preis für den in Israel beliebten Kichererbsenbrei. Vorausgesetzt, Juden und Araber sitzen gemeinsam an einem Tisch.

Messerattentate bestimmen seit Anfang Oktober die Titelseiten der israelischen Zeitungen. Knapp ein Dutzend Israelis sind bei den Übergriffen palästinensischer Angreifer ums Leben gekommen. 60 Palästinenser starben. Zuletzt beantragten täglich rund 5000 Israelis einen Waffenschein. Im Land herrscht Panik. Früher habe er selbst Vorurteile gegenüber der arabischen Bevölkerung gehabt, sagt Kobi Tzafrir. "Heute ist mir klar, dass es immer nur ganz wenige sind, die bereit sind, Gewalt anzuwenden." Bei Facebook hat er seine Aktion mit dem Humus-Preisnachlass für jüdisch-arabische Essgemeinschaften publik gemacht. Bislang kommen nur gemischte Gruppen, wenn sie sich vorher schon kannten. Tzafrir hat einen Wunsch: "Wenn eine jüdische und eine arabische Familie zum Essen kommen: die Tische zusammenzuschieben."

Neun von zehn Leuten, die ins Einkaufszentrum kommen, sind jüdisch. So wie der Geschäftsmann Itai Telbaum, der vor einem Teller pürierter Kichererbsen mit frischen Zwiebeln sitzt. Er zweifelt, ob Humus die Welt verändern kann. "Hier geht es um Ideologien, um Gebiete und Land - das ist viel stärker als Humus." Kobi Tzafrir will sich dennoch nicht entmutigen lassen. Wenn die "Humus-Bar" läuft, will er ein neues Geschäft eröffnen. Dann in einer Gegend, "in der auch mehr Araber wohnen", sagt er.

(RP)
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