Persönlich Ismail Hanija . . . führt jetzt die Hamas an

Wenige Tage nach der Ankündigung, ihr Grundsatzprogramm abzuwandeln, hat die im Gazastreifen herrschende Hamas einen neuen Anführer gewählt. Ismail Hanija (53) ist neuer Vorsitzender des Politbüros der radikal-islamischen Palästinenserorganisation, die von westlichen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird. Der bisherige Führer Chaled Meschaal teilte am Samstag mit, sein Vize werde ihn nach mehr als zwei Jahrzehnten im Amt ablösen.

Hanija wird wie sein Vorgänger zum gemäßigten Flügel der Hamas gezählt und steht für eine pragmatische Linie im Konflikt mit Israel. Im Gegensatz zu Meschaal, der im Exil lebt, wird Hanija aber voraussichtlich im Gazastreifen bleiben. Er wurde am 23. Mai 1963 in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Familie war während des ersten Nahostkriegs 1948 aus einem Ort nahe der israelischen Küstenstadt Aschkelon geflohen. Hanija besuchte eine UN-geführte Schule für palästinensische Flüchtlinge, studierte später an einer Islamischen Universität in Gaza arabische Literatur. In einer islamischen Studentengruppe begann er seine politischen Aktivitäten. Während der ersten Intifada - dem 1987 begonnenen Palästinenseraufstand gegen Israel - verurteilte Israel ihn zu einer dreijährigen Haftstrafe. 1992 wurde Hanija in den Südlibanon deportiert, kehrte ein Jahr später aber in den Gazastreifen zurück. Nach einem Wahlsieg der Hamas 2006 wurde Hanija Ministerpräsident. Im Jahr darauf riss die Hamas nach einem blutigen Bruderkrieg gegen die Fatah die alleinige Macht im Gazastreifen an sich.

Erst kurz vor der Wahl hatte die Hamas erstmals seit ihrer Gründung 1987 ihr politisches Programm leicht verändert. Demnach akzeptiert sie einen Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967. Laut Einschätzung von Experten ist das ein Versuch, wieder in die Nahost-Verhandlungen einbezogen zu werden. Der Staat Israel wird in dem neuen Programm allerdings nach wie vor nicht anerkannt.

(RP)
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