Persönlich Irmgard Schwaetzer . . . ist ein Glücksfall für ihre Kirche

Es ist ein Neujahrstag im Berliner Dom. Mehr als 1000 Menschen sind zum Gottesdienst gekommen. Vor dem Hauptaltar teilt eine weißhaarige Dame in der weißen Albe das Abendmahl aus. Es ist Irmgard Schwaetzer, früher für die FDP im Bundestag und heute Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Wer sie sieht, würde nie darauf kommen, dass sie heute ihren 75. Geburtstag begeht.

Im Gegenteil. Seit Schwaetzer 2013 zur Präses der Synode der Evangelischen Kirche gewählt wurde, ist sie zu einer der wichtigsten Leitfiguren des deutschen Protestantismus geworden. Während der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, Theologie und Geistlichkeit vertritt, ist Schwaetzer das Gesicht der vielen Hunderttausend Ehrenamtler. Denn es war ihr Ehrenamt im Presbyterium des Berliner Doms, das dazu führte, dass Schwaetzer in eines der höchsten Kirchenämter kam. Sie wurde nie in irgendein Amt berufen, wie es bei Politikern in kirchlichen Gremien fast die Regel ist. Irmgard Schwaetzer marschierte wie jede Ehrenamtliche durch die Gremien, von der Kreis- über die Berliner Landes- bis zur EKD-Synode.

Das passt zur engagierten Liberalen, die von 1980 bis 2002 im Bundestag saß, unter Hans-Dietrich Genscher Staatsministerin im Auswärtigen Amt wurde und von 1991 bis 1994 als Bauministerin für den Aufbau der Städte in Ostdeutschland Verantwortung trug. Das passt aber auch zur Kirchenfrau, die dank ihrer politischen Erfahrung das evangelische Kirchenparlament so profilierte wie seit Jürgen Schmude kein Präses vor ihr. Mit jugendlichem Elan leitet sie die Sitzungen, selbstbewusst vertritt sie die Interessen der Synodalen im Rat der EKD. "Mir war mein Glaube immer wichtig", sagte Schwaetzer 2013 bei ihrer Wahl. "Nur hatte ich früher nie so viel Zeit dafür: Entweder ich mache etwas ganz, oder ich lasse die Finger davon." Die Kirche kann ihr danken, dass sie das nicht getan hat.

(RP)
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