Dublin Iren stimmen über liberalere Abtreibungsregeln ab

Dublin · Nach einer vierstündigen Sitzung konnte sich das irische Kabinett schließlich einigen. Die Iren werden die Chance erhalten, erklärte Premierminister Leo Varadkar, über die Liberalisierung der Abtreibung in einem Referendum zu entscheiden. "Wir wissen, dass viele Frauen Abtreibungspillen per Post erhalten, um ihre Schwangerschaften zu beenden", schrieb Varadkar auf Twitter. "Es gibt Abtreibung in Irland, aber sie ist nicht sicher, nicht geregelt und illegal." Der Termin für die Volksabstimmung soll noch festgelegt werden. Man fasst den späten Mai ins Auge - noch rechtzeitig vor dem Staatsbesuch von Papst Franziskus, der im August erwartet wird.

Das zur Zeit noch geltende weitgehende Abtreibungsverbot hat in dem traditionell katholischen Land Verfassungsrang. Der achte Zusatzartikel garantiert den Schutz des ungeborenen Lebens. Erst 2013 kam es zu einer Lockerung: Wenn das Leben der Mutter ernsthaft gefährdet ist, kann ein Abbruch stattfinden. In allen anderen Fällen blieb eine Abtreibung weiterhin illegal. Weder in Vergewaltigungsfällen noch bei einer tödlichen Missbildung des Fötus war ein Schwangerschaftsabbruch erlaubt.

Der Grund für diese erste Liberalisierung war der tragische Tod von Savita Halappanavar, einer indischen Zahnärztin. Sie war in der 17. Woche schwanger, als sie Ende Oktober 2012 ins Krankenhaus kam. Die Ärzte diagnostizierten eine beginnende Fehlgeburt. Der Muttermund war voll geöffnet, das Baby war nicht mehr zu retten. Savita bat um einen Schwangerschaftsabbruch. Das sei nicht möglich, sagte man ihr, solange der Fötus noch am Leben sei. Drei Tage lang dauerte es, bevor der Herzschlag des Babys aussetzte, erst dann unternahmen die Ärzte eine Operation. Doch in der Zwischenzeit hatte eine Blutvergiftung bei der Mutter eingesetzt. Savita Halappanavar verstarb aufgrund mehrfachen Organversagens. "Dies ist ein katholisches Land", hatte man ihr gesagt. Der öffentliche Aufschrei über ihr Schicksal zwang die Politiker zum Handeln.

Der nächste Liberalisierungsschritt soll weitergehen. Im Referendum werden die Iren darüber entscheiden, ob sie den achten Zusatzartikel zur Verfassung abschaffen wollen. Das würde der Regierung ermöglichen, ein Abtreibungsgesetz einzubringen, das einen Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Woche erlaubt. Eine Umfrage zeigte kürzlich eine klare Mehrheit von 56 Prozent für eine solche Regel.

(witt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort