Iran an Taten messen

Zumindest hat Hassan Rohani sie nicht wieder eingerissen, die Brücke, die Barack Obama ihm erst ein paar Stunden zuvor in der UN-Generalversammlung gebaut hatte. Den konzilianten, dialogbereiten Tönen des Amerikaners ließ der Iraner eine Rede folgen, in der er auf die düstere Polemik seines Vorgängers verzichtete, auf die anti-israelischen Tiraden und abstrusen Verschwörungstheorien eines Mahmud Ahmadinedschad.

Abzuwarten bleibt, ob sich Rohani, ein relativ gemäßigter Mann, gegen die Betonfraktion im eigenen Land durchsetzen kann, ob ihm die geistliche Führung den Rücken stärkt oder Knüppel zwischen die Beine wirft. Und ob seinem sachlichen Ton Taten folgen: belastbare Zugeständnisse im Streit um das iranische Atomprogramm. Falls Rohani einen Schlingerkurs fährt, lavierend zwischen rhetorischer Milde und Härte in der Sache, fehlt es bald am Humus, auf dem das zarte Pflänzchen der Annäherung gedeihen kann. Die Chance zum Durchbruch ist so groß wie lange nicht mehr, wie vielleicht noch nie seit Khomeinis Revolution. Aber es ist eben nur eine Chance.

(RP)
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