Raketenverschrottung geht weiter Irak meldet Fund biologischer Kampfstoffe

Bagdad/Washington (rpo). Der Irak hat seine Kooperationsbereitschaft mit Verweis auf den Fund großer Mengen an B- und C-Waffen beteuert. Mit der Zerstörung seiner Kurzstreckenrakten will er aber offenbar nur unter bestimmten Voraussetzungen fortfahren.

Saadi nahm für die irakische Führung in Anspruch, dass sie nunmehr wie von Chefinspekteur Hans Blix gefordert aktiv mit den UN-Waffenkontrolleuren zusammenarbeite. Praktisch alle Sachfragen und Problembereiche bei der verbleibenden Abrüstung seien angesprochen worden. Er unterstrich das mit der Mitteilung, dass Bomben mit verschiedenen biologischen Kampfstoffen entdeckt worden seien, von denen Inspektoren Proben zur Feststellung der Substanzen genommen hätten.

Es handele sich um 157 Bomben vom Typ R-400, die entweder Milzbranderreger, Aflatoxin (Pilzgifte) oder das Gift Botulin enthielten. Die Bomben würden von irakischen Trupps zur Zeit ausgegraben und acht seien bisher intakt geborgen worden. Saadi sagte, ferner seien bisher anderthalb Tonnen des Nervengases VX zerstört worden und Irak versuche, dies den Inspektoren zu beweisen.

Vorbehalt

Der Irak stellte die Fortsetzung der gerade erst am Wochenende begonnenen Zerstörung von Kurzstreckenraketen unter einen Vorbehalt: "Wenn es sich in einer frühen Phase in diesem Monat herausstellt, dass Amerika nicht einen rechtmäßigen Weg geht, warum sollten wir dann fortfahren?" fragte Generalleutnant Amer el Saadi auf einer Pressekonferenz am Sonntag in Bagdad. Irak könnte die Zerstörung der El-Samud-2-Raketen stoppen, falls die USA einen Angriff signalisieren sollten.

Unter UN-Aufsicht wurden am Samstag und Sonntag zehn Raketen zerstört. Blix hatte den Beginn der Aktion ultimativ auf Samstag festgesetzt. Blix begrüßte Bagdads Einlenken als "sehr bedeutenden Teil wirklicher Abrüstung". Der stellvertretende Chefinspekteur Demetrius Perricos sagte, die Zerstörung der rund 100 Raketen werde "einige wenigen Tagen oder Wochen" in Anspruch nehmen.

Washington: Nur Rücktritt kann Krieg verhindern

Das Weiße Haus erklärte, nur ein Rücktritt Saddam Husseins könne einen Krieg noch verhindern. Der Sprecher von US-Präsident George W. Bush, Ari Fleischer, sagte am Freitagabend, Bedingung für die Abwendung eines Militärschlages sei "Entwaffnung und Regimewechsel".

Die USA geben allerdings nach den Worten von US-Außenminister Colin Powell den UN-Rüstungskontrolleuren Zeit und wollen nicht sofort über eine Resolution im Sicherheitsrat abstimmen lassen, die den Weg für ein militärisches Vorgehen ebnen würde. Powell sagte dem Sender RFI: "Wir haben noch nicht um eine Abstimmung gebeten, weil wir noch immer nach einer friedlichen Lösung suchen." Sehr lange dürfe dieser Prozess aber nicht mehr andauern.

Rückschlag

Die Kriegsvorbereitungen der USA erlitten unterdessen einen Rückschlag: Im Parlament in Ankara wurde die notwendige Mehrheit für eine Stationierung von US-Truppen für einen Irak-Krieg in der Türkei verfehlt. In Ankara stimmten am Samstag zwar 264 Abgeordnete für und nur 250 gegen die Stationierung von US-Truppen, wegen 19 Enthaltungen erhielten die Befürworter jedoch nicht die nötige Mehrheit. In der Abstimmung ging es um die Stationierung von 62.000 US-Soldaten, 255 Kampfflugzeugen und 65 Hubschraubern für eine mögliche Offensive von Norden sowie die Entsendung von tausenden eigenen Soldaten nach Nordirak. Im Gegenzug für die Stationierung stellten die USA der Türkei finanzielle Hilfe in Höhe von rund 15 Milliarden Dollar in Aussicht.

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