Bei „Late Night Berlin“ ProSieben erklärt, wie Kinder-Interview mit Laschet wirklich stattfand

Düsseldorf · „Patziger Auftritt“ lautete das Urteil über CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet, nachdem er sich bei ProSieben mit zwei Kinderreportern unterhalten hatte. Doch die fragten nicht so unbefangen, wie es den Anschein haben sollte. Das hat der Sender nun eingeräumt.

 Union-Kanzlerkandidat Armin Laschet in der Sendung „Late Night Berlin“ befragt von den Kinderreportern Pauline und Romeo.

Union-Kanzlerkandidat Armin Laschet in der Sendung „Late Night Berlin“ befragt von den Kinderreportern Pauline und Romeo.

Foto: ProSieben, Screenshot: RP

Natürlich gab es gleich Witze darüber, dass CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet einem Interview mit dem kritischen Blogger Rezo lieber aus dem Weg ging, sich nun aber in der Sendung „Late Night Berlin“ von zwei Kinderreportern in die Enge treiben ließ. Patzig habe er gewirkt, hieß es hinterher. Dabei saßen der Politiker und die elfjährigen Kinderreporter Pauline und Romeo gemütlich im rosa Stoffzelt, doch wurden die Fragen nach der Tragfähigkeit von CDU-Mitglied Hans-Georg Maaßen oder nach der Räumung der Baumhäuser im Hambacher Forst immer ungemütlicher. Weil die Kinder höchst belesen nachhakten und Laschet auch mit Aussagen konfrontierten, die er getätigt hat, als die Reporter vermutlich noch Windeln trugen, konnte der Spitzenpolitiker seinen Unmut schließlich kaum noch verbergen. Mit Rückfragen wie: Woher weißt du das? oder Kennst du den überhaupt? versuchte er die Kinder seinerseits aus der Reserve zu locken, doch die parierten wie auf Knopfdruck.

Tatsächlich hatten sie auch Knöpfe im Ohr, über die sie „redaktionell betreut“ wurden, wie ProSieben auf Anfrage erklärt. Diese Technik werde von nahezu allen erwachsenen Fernsehjournalisten genutzt, darum sehe der Sender keinen Grund, sie ausgerechnet zwei 11-jährigen Kindern zu verwehren.

Nun ist es allerdings gar nicht die Frage, ob die Kinder ihrer Aufgabe als Fernsehreporter mit oder ohne Anweisungen über Ohrknöpfe besser gewachsen wären. Und es tut auch wenig zur Sache, dass dem Gastgeber der Sendung, Klaas Heufer-Umlauf, als Einflüsterer bei Erwachsenen schon viele lustige Eingriffe in die Medienwelt gelungen sind. Die Frage ist, wie transparent der Sender mit der Instrumentalisierung der Kinder gegenüber dem Zuschauer umgeht. Das Format mit der inszenierten Spielecke suggeriert ja, zwei unbefangene Kinder plauderten unbefangen drauflos und stellten einem hochrangigen Politiker Fragen aus ihrer Sicht, aus ihrer Welt, mit ihrem Temperament. Natürlich liegen die Sympathien der meisten Zuschauer dann bei den Kindern, weil sie die vermeintlich Schwächeren in diesem Spiel sind und vielleicht endlich die Fragen stellen, für die Erwachsene sich schämen. In Wahrheit sind die Kinder in diesem Format allerdings nur Sprechpuppen für die erwachsenen Fragensteller hinter den Kulissen. Und das spürt man in jedem Moment. Kann man lustig finden. Ist es eher nicht. Denn es geht auf Kosten der echten Anliegen der Kinder.

Bleibt nur die Frage, warum sich Laschet auf dieses Format eingelassen hat. Denn wie es in Wahrheit funktioniert, hätte zumindest seinem Team bekannt sein dürfen. Laschet war ja nicht der erste Gesprächspartner der jungen Interviewer. Beim Gespräch mit Rezo hätte er wenigstens gewusst, wer ihm gegenüber sitzt.

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