Rückzug aus Stadt Tulkarem angeblich abgeschlossen Internationaler Druck auf Israel wächst

Jerusalem/Ramallah (rpo). Mehr Druck will die internationale Gemeinschaft auf Israel ausüben. Ziel ist eine friedliche Einigung mit den Palästinensern. Unterdessen zieht Israel weitere Truppen aus palästinensischen Städten ab. Der Rückzug aus Tulkarem soll nach Armeeangaben sogar abgeschlossen sein.

Während des Besuchs einer ranghohen EU-Delegation in Israel wurde am Sonntag ein neuer Plan des Nahost-Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen, Terje Roed Larsen, für eine Waffenruhe in Nahost bekannt.

Der israelische Rundfunk meldete, Larsens Plan sehe zunächst einen vollständigen Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen, die Räumung sämtlicher dortiger Siedlungen sowie einen Abzug aus einem weiteren Prozent des Westjordanlands vor. Der israelische Minister Dan Meridor (Zentrumspartei) habe den Vorschlag jedoch bei einem Treffen mit Larsen als "unannehmbar" und als "Preis für den Terror" abgewiesen, hieß es. Vor israelischen Konzessionen müssten die Palästinenser zuerst die Gewalt einstellen.

In Jerusalem traf am Sonntag der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon mit einer ranghohen EU-Delegation unter Leitung des belgischen Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt zusammen. Ziel der Europäischen Union ist es, Israel und die Palästinenser zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Nach Medienberichten wollen die Delegationsmitglieder Jerusalem drängen, eine neue US- Friedensinitiative zu akzeptieren, deren Grundzüge US-Außenminister Colin Powell am Montag während einer Rede in Kentucky bekannt geben will.

Es wurde ebenfalls erwartet, dass die EU-Delegation von Israel verlangen wird, die Forderung nach sieben Tagen vollständiger Ruhe als Vorbedingung für eine schrittweise Wiederaufnahme der Verhandlungen aufzugeben. Der israelische Rundfunk meldete jedoch am Sonntag, Jerusalem bestehe weiterhin auf dieser gewaltfreien Frist.

Israel: Palästinenserstadt Tulkarem bereits geräumt

Die israelische Armee hat am Samstagabend weitere Truppen aus den Palästinensergebieten abgezogen. Nach Angaben der Armee sei der Rückzug aus der Stadt Tulkarem sogar abgeschlossen. Palästinenser behaupten hingegen, dass sich nach wie vor israelische Soldaten in der so genannten A Zone aufhalten.

Dies wurde von israelischer Seite zurückgewiesen. "Wir sind nicht mehr in der Zone A", zitierte die israelische Tageszeitung "Haaretz" in ihrer Onlineausgabe eine Armeesprecherin. Die Armee war vor vier Wochen nach dem Attentat auf Tourismusminister Rechawam Seewi auf Palästinensergebiet vorgerückt und hatte mehrere Städte besetzt. In den vergangenen Wochen hatte sie sich bereits wieder aus Bethlehem, Beit Dschalla, Ramallah und Kalkilia zurückgezogen. Nach "Haaretz"-Angaben könnte auch die letzte noch teilbesetzte Stadt Dschenin im Norden des Westjordanlands in der kommenden Woche geräumt werden.

Unterdessen gab es bei Zusammenstößen von israelischer Armee und palästinensischen Demonstranten auch am Samstag wieder Verletzte. Im Dorf Jabet bei Dschenin wurde ein 26-jähriger Palästinenser durch einen Kopfschuss lebensgefährlich verletzt. Ein Soldat erlitt durch einen Steinwurf leichte Verletzungen.

In einem Krankenhaus starb in der Nacht zum Sonntag ein 15- jähriger Palästinenser aus dem Dorf Jabed bei Nablus. Er war in der vergangenen Woche schwer verletzt worden, als israelische Soldaten in das Dorf vordrangen.

(RPO Archiv)
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