Nach skeptischen Äußerungen Rumsfelds Innenpolitischer Druck auf Blair nimmt weiter zu

London (rpo). Die Äußerungen von US-Vertedigunsminister Donald Rumsfeld über einen möglichen Alleingang der USA haben den innenpolitischen Druck auf den britischen Premierminister Tony Blair weiter erhöht.

"Die Katze ist aus dem Sack", sagte am Mittwoch der Labour-Abgeordnete Graham Allen. "Sie können es auch ohne uns machen." Damit habe Rumsfeld Blair ein Schlupfloch geöffnet, um sich aus der Kriegspolitik zurückzuziehen.

Das Büro des Premierministers wurde von den Äußerungen Rumsfelds offenbar überrascht. Blair bemühe sich weiter um eine Resolution, die den Einsatz militärischer Gewalt legitimiere, hieß es in Downing Street 10. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon versuchte, die Bedeutung von Rumsfelds Äußerungen abzuschwächen. Sein amerikanischer Kollege habe nur von der theoretischen Möglichkeit gesprochen, dass sich britische Truppen nicht beteiligten, sagte Hoon dem Rundfunksender BBC und fügte hinzu: "Er hat allen Grund zu glauben, dass es einen bedeutenden militärischen Beitrag des Vereinigten Königreichs geben wird."

Die frühere Schauspielerin und Labour-Abgeordnete Glenda Jackson forderte Blair auf, nun auf die "Stimme des Volkes" zu hören. Die britischen Truppen sollten aus der Golfregion wieder abgezogen werden. Auch der konservative Abgeordnete Kenneth Clarke erklärte am Mittwoch, seit der einstimmig angenommenen Resolution 1441 vom November sei die Unterstützung für einen Krieg schwächer geworden. So lange es Inspektionen in Irak gebe, gehe von Bagdad keinerlei Bedrohung aus, sagte Clarke.

Rumsfeld wurde am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Washington gefragt, ob die USA auch auf eine Invasion Iraks ohne britische Unterstützung vorbereitet seien. Der Verteidigungsminister antwortete, dass dies nahezu jeden Tag erörtert werde. "Was letztlich hinsichtlich ihrer Rolle entschieden wird, ist unklar", sagte Rumsfeld mit Bezug auf die britischen Truppen. Nach dringlichen Anrufen britischer Regierungsmitglieder erklärte Rumsfeld später, er erwarte weiterhin eine britische Unterstützung im Falle eines Kriegs.

Großbritannien hat bislang etwa 46.000 Soldaten in die Golfregion geschickt. Die amerikanische Militärmacht ist inzwischen auf nahezu 300.000 Mann angewachsen. Die Führung der US-Streitkräfte steht unter Zeitdruck, weil sich die klimatischen Bedingungen für eine Invasion mit jeder Woche weiter verschlechtern.

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