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Düsseldorf/Berlin Innenminister verbietet Koranverein

Düsseldorf/Berlin · Polizei durchsuchte 190 Wohnungen und Büroräume in 60 Städten und stellte 20.000 Korane sicher.

Mit einem Großaufgebot sind die Sicherheitsbehörden gestern Morgen bundesweit gegen die salafistische Vereinigung "Die wahre Religion" vorgegangen, die unter dem Motto "Lies!" seit Jahren Koran-Verteilaktionen in deutschen Innenstädten organisiert. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die Vereinigung zuvor verbieten lassen.

Insgesamt wurden 190 Wohnungen und Büroräume in 60 Städten durchsucht. Dabei wurden rund 20.000 Koran-Ausgaben, Datenträger und Beweismittel sichergestellt. Aus Sicherheitskreisen hieß es zudem, dass auch Hieb- und Stichwaffen gefunden worden seien. Festnahmen gab es jedoch keine. So konnten die Ermittler auch nicht den Anführer der Bewegung, Hassprediger Ibrahim Abou-Nagie, in seiner Bonner Wohnung antreffen. "Er ist derzeit in Malaysia mit seiner Mission unterwegs", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Es steht zu befürchten, dass er seine Arbeit in Zukunft im europäischen Ausland fortführen wird."

Die Schwerpunkte der Polizeiaktion lagen in Hessen und in NRW, wo allein 36 Wohnungen von mutmaßlichen Salafisten durchsucht wurden. Der Razzia waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen. Rund 140 junge Islamisten seien nach einer Radikalisierung durch "Lies!" in die Kampfgebiete der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gereist, sagte de Maizière. "Das mussten wir unterbinden", betonte er. Die Ausgereisten seien im Zusammenhang mit dem scheinbar harmlosen Verteilen von Koranen in Fußgängerzonen oder auf Plätzen radikalisiert worden.

Auch bundesweit bekannte Islamisten wie der Berliner Denis Cuspert hielten sich vor ihrer Ausreise nach Syrien im Dunstkreis der nun verbotenen Organisation auf. Dasselbe gelte für den Salafisten-Prediger Sven Lau, dem gerade vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht der Prozess wegen Unterstützung einer Terrorgruppe gemacht wird.

Der NRW-Landtag hatte schon im Oktober gefordert, die Aktivitäten des Vereins zu unterbinden. Laut de Maizière musste der Schritt sorgfältig vorbereitet werden. NRW-Innenminister Jäger (SPD) äußerte sich optimistisch, dass das Verbot vor Gericht Bestand haben wird. "Wir haben harte Belege dafür, dass die Gruppierung verfassungsfeindlich ist", sagte Jäger. Das Verbot gelte auch für Nachfolgeorganisationen.

(RP)
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