Düsseldorf "Inklusion überfordert die Lehrer"
Düsseldorf · Der Verband Bildung und Erziehung beklagt einen Mangel an Sonderpädagogen.
Die Bedingungen für den gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung seien unzureichend und würden von der Politik "schöngeredet". Diesen Vorwurf leitet der Verband Bildung und Erziehung (VBE) aus einer von ihm in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage ab. Demnach beurteilen in NRW nur neun Prozent der Lehrer das Fortbildungsangebot als "sehr gut" (bundesweit:13 Prozent), 47 Prozent dagegen als "gar nicht gut" (bundesweit: 36 Prozent).
65 Prozent der Lehrer berichteten, dass in der Regel lediglich eine Lehrkraft in der inklusiven Klasse unterrichtet; 92 Prozent der Lehrer in NRW wollen jedoch eine durchgehende Doppelbesetzung mit Lehrkraft und Sonderpädagogen. Dies sei im Schulrecht aber nicht vorgesehen, kritisierte VBE-Chef Udo Beckmann bei der Vorstellung der Untersuchung, bei der es sich um die erste Lehrerbefragung dieser Art handle. Befragt wurden 1003 Lehrer (davon 225 in NRW), von denen allerdings nur 32 Prozent (NRW: 40 Prozent) selbst in inklusiven Lerngruppen unterrichten. Forsa betont jedoch, die Umfrage sei repräsentativ. Demnach gaben 65 Prozent an, dass die Größe inklusiver Klassen im Vergleich zu nicht-inklusiven Klassen beibehalten worden sei. Der VBE fordert ähnlich wie die GEW zusätzlich 7000 Sonderpädagogenstellen, um die Lehrer zu entlasten. Die Mehrheit von ihnen habe keine sonderpädagogischen Kenntnisse. Die Belastungen wirkten sich physisch und psychisch aus. Beckmann: "Mit der Gesundheit der Lehrkräfte wird Schindluder getrieben."
Die CDU warnte die Landesregierung vor einer "Inklusion mit der Brechstange". Auch die FDP warf Rot-Grün überstürztes Vorgehen vor. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sagte: "Selbstverständlich nehmen wir die Ergebnisse der Studie ernst." Auch wenn nur etwas mehr als 200 Lehrer aus NRW daran teilgenommen hätten, so liefere "die Untersuchung doch wichtige Rückmeldungen".
