Indiens neuer Mann

Bei den Parlamentswahlen in Indien hat vor allem ein Gefühl die Wahl entschieden: die Sehnsucht nach dem starken Mann. Narendra Modi, Hindu-Nationalist und bisher Ministerpräsident des Bundesstaates Gujarat, gilt als Pragmatiker, der durchgreift. In seinem Bundesstaat hat er die Wirtschaft vorangebracht und sich korrupten Strukturen widersetzt. Das hat ihm eine hohe Glaubwürdigkeit auch in politisch gemäßigten Kreisen verschafft. In Indien wächst derzeit eine starke Mittelschicht heran. Sie fordert, dass das Land endlich seine Potenziale ausschöpft. Man möchte nicht länger als rückständig belächelt werden.

Dass Modi ein Politiker von rechts außen ist, der eine dubiose Rolle bei einem Massaker an Muslimen gespielt hat, wird dabei gerne übersehen. Mit der Regierung durch die Nationalisten steht aber die Tradition religiöser und ethnischer Toleranz auf dem Spiel. Zudem wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, ob Modi so sauber bleibt, wie er sich gibt. Und ob Indien als größte Demokratie der Welt weiter bestehen oder autoritär regiert wird.

(RP)
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