Im Weinberg des Herrn

Geradezu inbrünstig diskutieren die Deutschen über den Besuch "ihres" Papstes. Noch ehe das Kirchenoberhaupt gesprochen oder seine Botschaft verkündet hat, wissen vor allem die Gegner, was sie zu erwarten haben: den rückständigen Führer einer verpanzerten Institution, genannt die katholische Kirche. Eine Auseinandersetzung mit vielleicht unbequemen Wahrheiten dieser Institution wird da erst gar nicht erst versucht. Ein großer Fehler.

Denn der Papst kommt nicht als Außenseiter in die Diaspora, sondern in ein seit über 1200 Jahren christlich geprägtes Land, in dem die fast 25 Millionen Katholiken eine herausragende Rolle spielen. Nimmt man die kaum geringere Zahl der Protestanten und die wachsende der Muslime hinzu, ergibt sich ein Bild, in dem Religion trotz aller Säkularisierung einen zentralen Platz hat. Jüngere Studien zeigen, dass dies auch die Bedürfnisse junger Menschen widerspiegelt. Die Religion wird deshalb nicht vergehen, sondern sich nur anders darstellen.

Es lohnt sich, hier die Botschaft eines beseelten Priesters und herausragenden Theologen zu vernehmen. Benedikt bezeichnete sich selbst einmal als Arbeiter im Weinberg des Herrn. Als solchen sollten wir ihn aufnehmen und ihn hören. Wer dann anderer Meinung ist, hat dazu jedes Recht. Aber er hat einen Impuls empfangen. Vielleicht einen göttlichen.

(RP)
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