Arbeitgeberpräsident für späteren Renteneintritt Hundt fordert längere Lebensarbeitszeit

Chemnitz (rpo). Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat sich für eine schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit ausgesprochen. Sie sei aus verschiedenen Gründen unumgänglich.

Die strukturellen Schwächen des Arbeitsmarktes, der demographische Wandel und die drängenden Probleme bei der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme zeigten, dass die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer erhöht werden müsse, sagte Hundt der Chemnitzer "Freien Presse". Dafür müsse der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen verbessern. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer wies dies entschieden zurück.

Eine weitere Erhöhung des Rentenalters würde ins Leere laufen, sagte Engelen-Kefer. Es müsse ohnehin die Frage gestellt werden, wer denn heute überhaupt noch die Chance habe, bis 65 Jahre zu arbeiten. Nur noch jedes zweite Unternehmen beschäftige Menschen über 50 Jahre. Wegen dieser Verjüngungspolitik seien arbeitsfähige Ältere schlicht gezwungen, weit vor Erreichen der Regelaltersgrenze eine vorgezogene Rente in Anspruch zu nehmen. Wer sich wie die Arbeitgeber in diesem hohen Maße auf Kosten der Sozialkassen entlaste, habe keine Berechtigung, auch noch Einschnitte bei Rentenleistungen zu fordern, sagte die Gewerkschafterin.

Hundt erklärte dagegen, die Wirtschaft selbst setze auf eine umfassende Deregulierung des Arbeitsmarktes, um Älteren mehr Berufschancen zu geben. Als Beispiel nannte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände den derzeit geltenden Kündigungsschutz. Er führe dazu, dass Frühverrentungen mit hohen Abfindungszahlen häufig das einzige Ventil für Anpassungsmaßnahmen seien. Da sei mehr Bewegungsspielraum nötig. Darüber hinaus müsse der Vermittlungsprozess gerade für ältere Arbeitnehmer verbessert werden. Schließlich sollte die Zeitarbeit als nachweislich erfolgreiches Sprungbrett in den Arbeitsmarkt stärker genutzt werden, sagte Hundt.

(RPO Archiv)
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