Höflicher Friede bei ThyssenKrupp

Die drei wichtigsten Fragen an Top-Manager lauten: "Was?" "Wann?" "Wie?" Beim "Wann" des großen Konzernumbaus hat der neue ThyssenKrupp-Chef Hiesinger keine Wahl: Die dramatische Verschuldung des Konzerns muss sofort korrigiert werden. Sie bedeutet horrende Zinsen auf neue Kredite, und bald sind milliardenschwere Zahlungen an Gläubiger fällig.

Beim "Was" hat der Schuldenabbau also Prioriät. Die laufenden Erträge reichen dafür aber nicht. Also muss Hiesinger Tafelsilber verkaufen. Die Alternativen "Ausverkauf Stahl" und "Ausverkauf Technik" hat er verworfen. Das ist klug. Denn in Boom-Zeiten erwirtschaftet der Stahl die fetten Gewinne, die das teure Wachstum der Technologie-Sparte finanzieren können. Die wiederum wirft stabile Erträge ab, die zyklische Stahl-Flauten abfedern müssen. Hiesingers Verkaufsliste belastet beide Seiten zwar stark, aber ausgewogen. Das zeigt das überraschende Ausbleiben von Protest – obwohl ThyssenKrupp sich von 35 000 Mitarbeitern trennen will.

Beim "Wie" gelingt Hiesinger also bisher der Konsens. Das muss nicht so bleiben. Verkaufen wollen ist eine Sache, dies zu verwirklichen eine ganz andere. Und Käufer zu finden, die auch noch die Belegschaft schonen, ist sogar unwahrscheinlich. Der höfliche Friede könnte die Ruhe vor dem Sturm sein.

bericht: thyssen trennt sich . . ., titelseite

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort