Washington Hillary Clinton in Erklärungsnot

Washington · Washington informierte falsch über den Angriff auf US-Konsulat in Bengasi.

 Hillary Clinton (65) hat das Präsidentenamt im Blick.

Hillary Clinton (65) hat das Präsidentenamt im Blick.

Foto: dpa

Die ersten Plakate mit dem anfeuernden "Hillary 2016!" sind längst gedruckt. Kaum jemand zweifelt noch daran, dass Hillary Clinton (65) fürs Weiße Haus kandidiert, um Barack Obama im Amt zu beerben. Setzen die Republikaner ihren Willen durch, wird sie zuvor vor einen Untersuchungsausschuss zitiert, um zu klären, ob die Regierung die Öffentlichkeit täuschte, als sie den folgenschweren Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi jäh aufwallendem Volkszorn zuschrieb.

Am 11. September 2012 starben vier Amerikaner in der ostlibyschen Stadt, unter ihnen der Botschafter Christopher Stevens. Geheimdienstwarnungen waren vom Außenministerium ignoriert, die Wachen auch am Jahrestag von 9/11 nicht verstärkt worden. Als das Pentagon nach dem Überfall Spezialkräfte nach Bengasi beordern wollte, stellte sich heraus, dass sie gerade in Kroatien trainierten. Diese Pannen gelten als aufgeklärt. Worum es nun geht, sind die politischen Manöver, die folgten. Eine Reihe durchgesickerter E-Mails verstärkt den Verdacht, dass die Regierung die Lage schönfärbte.

Die CIA hatte Kabinettsmitgliedern empfohlen, davon zu sprechen, "dass islamische Extremisten mit Verbindungen zu Al Qaida an der Attacke beteiligt waren". Seit April hätten Unbekannte mehrfach Ausländer in Bengasi angegriffen, etwa im Juni den Konvoi des britischen Botschafters. Im Außenamt bestand Clintons Sprecherin jedoch darauf, die Terrorpassagen zu streichen. Die Opposition könnte der Regierung ja vorwerfen, Warnungen missachtet zu haben. Als UN-Botschafterin Susan Rice die Version ihrer Regierung vortrug, war nur noch von spontaner Gewalt, angestachelt durch das Mohammed-Schmähvideo, die Rede.

In der heißen Phase des Präsidentschaftsduells wollte Obama als Bezwinger des Terrors dastehen, ein Al-Qaida-Ableger in Bengasi passte nicht ins Bild – glauben jedenfalls die Republikaner. Sie interessieren sich vor allem für Clintons Rolle. Der Diplomat Gregory Hicks, seinerzeit die Nummer zwei der Botschaft in Libyen, hat im Kongress geschildert, wie ihn die Ministerin am Abend der Tragödie in Tripolis anrief und er ihr klarmachte, dass der Überfall mitnichten spontanen Protesten entsprang. Damit ist Hicks der Kronzeuge all jener, die bezweifeln, dass Clinton hinter den Kulissen keinerlei Einfluss nahm.

(RP)
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