Pressestimmen "Zauberwort für Hillary Clinton ist Bescheidenheit"
Pravda (Slowakei): "Auch wenn Hillary Clinton derzeit in der Demokratischen Partei keine starken Gegenkandidaten hat, ist ihr Weg ins Weiße Haus voller Hindernisse. Eines davon ist (der gegenwärtige Präsident) Obama, dessen Popularität seit seinem Amtsantritt von 69 auf 47 Prozent gefallen ist. Dass er Clinton am Sonntag lobte und dass sie in der Vergangenheit zu seiner Administration gehörte, kann für sie noch zur Belastung werden."
Corriere della Sera (Italien): "Eine große Herausforderung für Clintons Mitarbeiter wird sein, zu vermeiden, dass Bill Clinton wie früher in Fettnäpfchen tritt - zum Beispiel was seine Ehe angeht. Der Plan ist derzeit, Bill für einige Monate versteckt zu halten. Aber ein viel größeres Problem ist ein anderes: Die Atmosphäre der Krönung. Frau Clinton ist sehr stark, unschlagbar für einige. Es scheint, als wäre ihre Kandidatur für die Demokraten für das Präsidentenamt schon beschlossene Sache, selbstverständlich. Es scheint, ein Spaziergang für Clinton zu sein. (...) Doch Frau Clinton ist fast der Hälfte der Amerikaner nicht sympathisch. Das Image einer "Königin Hillary" kommt arrogant und selbstherrlich herüber. Das Zauberwort ihres Wahlkampfes heißt also Bescheidenheit."
Neu Zürcher Zeitung (Schweiz): "Einen Generationenwechsel kann die ehemalige Aussenministerin angesichts ihres vorgerückten Alters nicht bieten, und mit neuen, originellen Ideen ist sie in den letzten Jahren auch nicht aufgefallen. Aber dies muss sich nicht als Nachteil erweisen. Das Kriterium des Neuen und Bahnbrechenden erfüllt diese Kandidatur auf ihre eigene Weise: Hillary Clinton ist die erste Frau in der Geschichte der USA mit guten Chancen, das Präsidentenamt zu erringen. So, wie vor acht Jahren viele Amerikaner begeistert waren, den ersten Nichtweissen zu wählen, wird die Aussicht auf die erste 'Madam President' Stolz und Faszination auslösen. So manche sachpolitische Debatte wird dadurch in den Hintergrund geraten."
Guardian (England): "Hillary Clinton hat mit ihrer Tätigkeit als Außenministerin eine recht klare Bilanz hinterlassen. Man verbindet mit ihr eine offensivere Außenpolitik als mit (Präsident Barack) Obama. Ihre Anhänger beschreiben Hillary als eine gesunde Mischung von Klugheit und Muskelspiel. Zweifler verweisen auf ihre Zustimmung zur ruinösen Invasion im Irak 2003. Sie bevorzugen die Zurückhaltung Obamas. Als positives Element bringt Hillary Clinton eine Bereitschaft mit, zu streiten und zu feilschen, was gut in die gegenwärtig Zeit passen könnte. Nachdem Obamas erhabene Reden an der unbeweglichen Sturheit der republikanischen Mehrheit im Kongress abgeprallt sind, ist Amerika vielleicht bereit für eine Führung mit Prosatext statt mit Gedichten."
de Volkskrant (Niederlande): "Nicht jeder versteht, warum sie sich unbedingt in einen neuen Wahlkampf stürzen will. Wahlkampagnen sind, wie sie selbst sagt, in intellektueller, emotionaler und körperlicher Hinsicht der reine Wahnsinn. Am Wahltag 2016 wird sie 69 sein. Vielleicht ist es der Machtdrang der Clintons in Kombination mit der Verlockung, als erste Präsidentin der Vereinigten Staaten Geschichte zu schreiben. Kritiker monieren, dass Hillary und Bill sich benehmen, als gebe es für sie ein natürliches Anrecht auf das höchste Staatsamt. Wie auch immer, sicher ist, dass Hillary im Falle eines Wahlsiegs als fast Siebzigjährige vier oder gar acht bleischwere Jahre vor sich hätte. Alles, was sie vorher getan hat, dürfte im Vergleich dazu verblassen. Das beginnt schon mit der Wahlkampagne. Die wird von jetzt an ein Stresstest."
Tages-Anzeiger (Berlin): "Die Demokraten in Amerika geben sich gerade einem abenteuerlichen Glücksspiel hin: Um die Präsidentschaftswahl 2016 zu gewinnen, setzen sie schon anderthalb Jahre vorher alles auf eine einzige Karte, auf Hillary Rodham Clinton. (...) Während die Republikaner gerade den Eindruck erwecken, es wolle sich jedes zweite Parteimitglied für das Weisse Haus bewerben, während ihr Blatt also gespickt ist mit diversen Buben (und etlichen Luschen), begnügen sich die Demokraten mit nur einem einzigen Trumpf. (...) Sollte Hillary Clinton, immerhin 67 Jahre alt, am Ende über einen Fehler stürzen oder es schlicht versäumen, zu begeistern, dann bliebe ihre Partei ohne Alternative. Die Demokraten könnten den Spieltisch mit seinem dichten republikanischen Gedränge dann gleich ganz verlassen."
Hospodarske noviny (Tschechien): "Bei einigen Politikern reicht es, nur ihren Vornamen zu sagen, und jeder weiß, um wen es geht. Hillary Clinton (...) gehört zweifellos zu diesem VIP-Club. Ihre Ausgangsposition für die Vorwahlen der Demokraten scheint unerschütterlich und sie könnte auch alle derzeitigen republikanischen Kandidaten schlagen. Doch auch im Januar 2008, bei den Vorwahlen in Iowa, hatten sich die Wähler beim ersten wirklichen Testlauf anders entschieden, nämlich für Barack Obama. Hillary blieben nur die Tränen und die Klage, dass Frauen es in der Politik schwer haben. Das mag stimmen, aber wenn eine Frau dieses Rennen gewinnen kann, dann Hillary."
Nesawissimaja Gaseta (Russland): "Einerseits möchte Hillary Clinton nicht, dass ihr Name mit dem von US-Präsident Barack Obama in Verbindung gebracht wird. Andererseits aber will sie vom politischen Kapital des amtierenden Präsidenten profitieren. Was die russisch-amerikanischen Beziehungen angeht, so war Clinton als Außenministerin einst eine Verfechterin des "Reset" (Neustarts) in dem Verhältnis. Doch nun wird sie das unterstützen, was für die Schicht der Einflussreichen in den USA charakteristisch ist - nämlich die Konfrontation mit Russland. Innenpolitisch wird sie gemäß den Traditionen der Demokraten die einfachen Amerikaner und den Mittelstand unterstützen."
Libération: "Als Miterfinder der Demokratie mögen die Amerikaner die Könige nicht. Aber sie lieben die Dynastien. Nachdem sie die Roosevelts und die Kennedys vergöttert haben, könnten sie bei den nächsten Präsidentenwahlen zwischen zwei Erben von Clans entscheiden, die ihr politisches Leben seit mehr als zwanzig Jahren beherrschen: den Bushs und den Clintons. Hillary, die Frau von, und Jeb, der Bruder von, haben gute Chancen, ihre Partei im November 2016 zu vertreten. Manche werden sagen, dass zwischen einer Mitte-Demokratin und einem eher pragmatischen Republikaner die Unterschiede unbedeutend sind (...). Sie täuschen sich. Es gibt nichts ideologischeres als die amerikanische Politik."
La Presse de la Manche (Frankreich): "Diesmal steht es fest, Hillary Clinton hat persönlich ihre Kandidatur für den Präsidentschaftswettbewerb 2016 angekündigt. (...) Die Ankündigung von gestern ist der Auftakt für eine gigantische (Wahlkampf-) Organisation, die von jetzt an bis 2016 ablaufen wird. Sie hat die bedingungslose Unterstützung von (US-Präsident Barack) Obama bekommen, der sie als absolut fähig ansieht, ihm nachzufolgen."