Persönlich Helmut Kohl . . . trifft Merkels Gegner Orbán

Er war der Kanzler der Einheit, einer der Architekten der europäischen Währungsunion. Nun, nachdem er gerade seinen 86. Geburtstag gefeiert hat, erscheint Helmut Kohl noch einmal auf der politischen Bühne. In einem Interview mit seinem langjährigen Vertrauten, dem "Bild"-Herausgeber Kai Diekmann, kündigte Kohl an, sich mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zu treffen - und sorgt damit für Aufsehen. Besonders, da der Regierungschef Ungarns mit Kritik an der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel und drastischen Worten gegen Brüssel einen wenig EU-freundlichen Kurs fährt.

Ein Termin stehe noch nicht fest. Auch zu den Inhalten des Gesprächs hatte sich der Altkanzler nicht geäußert. Politisch brisant erscheint das Treffen dennoch. Denn in den vergangenen Monaten hatte Viktor Orbán mehrfach innerhalb der EU Empörung ausgelöst. In einer groß angelegten Kampagne bezeichnete der rechtsnationale Ministerpräsident Flüchtlinge als Verbrecher und forderte sie auf großformatigen Plakaten auf, "den Ungarn keine Arbeitsplätze wegzunehmen". Anlässlich des ungarischen Nationalfeiertages wetterte er außerdem gegen das Europäische Parlament: "Wenn wir die Völkerwanderung stoppen wollen, müssen wir vor allem Brüssel bremsen."

Auch in Deutschland dürfte Kohl mit seinem Vorhaben anecken. Wegen seiner aggressiven Haltung in der Flüchtlingspolitik gilt Orbán in der EU nicht nur als schwarzes Schaf, sondern auch als unversöhnlicher Merkel-Gegner. Anfang März diskutierte der 52-Jährige in Budapest mit Horst Seehofer die Sicherung der Außengrenzen. Aus Unionskreisen hieß es daraufhin, dass der CSU-Chef damit der Kanzlerin in den Rücken gefallen wäre. Mit diesem Treffen scheint Kohl nun ebenso wie Seehofer ins Lager der Merkel-Gegner zu wechseln. Seinen baldigen Gesprächspartner schätzt der Altkanzler jedenfalls als "Europäer mit Herzblut".

Marcel Romahn

(RP)
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