Berlin Überlastete Soldaten in maroden Kasernen

Berlin · Der scheidende Wehrbeauftragte macht sich auch Sorgen um die wachsende Zahl von Suiziden.

Keiner schaut tiefer ins Innenleben der Truppe als der Wehrbeauftragte. Und Hellmut Königshaus (FDP) hat in seinem letzten Bericht vor seinem Ausscheiden Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ein prall gefülltes Aufgabenheft auf den Tisch gelegt: überlastete Soldaten, veraltetes Gerät und marode Unterkünfte obenan.

"Unzumutbar" nennt Königshaus die Daueranspannung und Dauerbelastung - vor allem bei den chronisch unterbesetzten Sanitäts- und Lufttransportspezialisten. Der Beauftragte empfiehlt, Kameraden aus anderen Nationen auch mal um Ablösung zu bitten, etwa bei der Raketenabwehr-Mission in der Türkei, und die wegen Urlaub, Krankheit oder Elternzeit auf ihren Posten fehlenden Soldaten durch zusätzliche Kräfte zu ersetzen. Um nach dem "Jahr der Wahrheit" mit zahlreichen Meldungen über die Pannentruppe schnell Abhilfe zu schaffen, müsse die Bundeswehr auch mehr Geld bekommen. Ausdrücklich lobte Königshaus die von der Ministerin vorgenommene Akzentverschiebung: Auf der Klageliste der Soldaten stehe die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Dienst an erster Stelle.

Sorgen bereitet Königshaus, dass trotz schrumpfenden Umfangs der Bundeswehr die Zahl der Suizide auf 24 und die der Suizidversuche auf 43 gestiegen ist. "Das könnte mit der räumlichen Trennung zu tun haben", vermutete Königshaus und verlangte eine gründliche Untersuchung mit dem Ziel, diese Zahlen "auf null zu bringen".

Königshaus hatte zu Beginn seiner fünfjährigen Amtszeit bessere Ausrüstung in den Auslandseinsätzen gefordert und in der Folge beklagt, dass darüber der Grundbetrieb vernachlässigt worden sei. Er wird im Mai vom derzeitigen Chef des Verteidigungsausschusses, Hans-Peter Bartels (SPD), abgelöst.

(may-)
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