Sarkozy und Milliardärs-Bekanntschaft Bolloré unter Druck Hat Sarkozy gelogen?

Paris (RPO). Nicolas Sarkozy hatte Großes versprochen in der Nacht nach seiner Wahl zum französischen Staatschef: "Ich werde Euch nicht betrügen, ich werde Euch nicht belügen, ich werde Euch nicht enttäuschen." Sein dreitägiger Luxus-Trip nach Malta hat viele enttäuscht, nun kommt der hässliche Verdacht hinzu, Sarkozy hätte auch noch gelogen.

Sarkozys verbale Ausrutscher
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Am Freitag räumte Sarkozys spendierfreudiger Gastgeber, der Milliardär Vincent Bolloré, ein, dass er doch Millionen-Geschäfte mit dem französischen Staat macht - anders als von beiden behauptet.

Auf Bollorés Kosten konnten die Sarkozys im Privatflugzeug nach Malta jetten und sich dort auf einem schwimmenden Palast vergnügen. Seine Einladung an den frisch gewählten Präsidenten und dessen Familie begründete Bolloré im "Parisien" unter anderem mit einer Tradition von Gastfreundschaft in seiner Familie. "Freundschaft und Treue zur Freundschaft sind wichtiger als der ganze Rest", beschwor der 55-jährige Industriekapitän. Jegliche Hintergedanken an gute Geschäfte mit Frankreichs starkem Mann wies er von sich - ebenso Schätzungen, das Geschenk sei hundert- bis zweihunderttausend Euro wert. Schließlich sei der Monat Mai eine "tote Saison".

Seine ganze Einladung hätte "keine Staatsaffäre werden dürfen", sinnierte Bolloré. Die am Donnerstag aufgedeckten Staatsaufträge stellten weniger als ein Promille der Umsätze seiner Firmengruppe dar, also "quasi nichts". Allein ein laufender Transport-Deal mit dem Pariser Verteidigungsministerium ist 36 Millionen Euro wert. So erinnert Bollorés Formulierung an das Unwort von den "Peanuts", mit dem der damalige Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper die Millionenschäden für deutsche Handwerker nach der Milliardenpleite des Baulöwen Jürgen Schneider qualifiziert hatte.

Ausgestanden ist die Affäre, für die sich Sarkozy keinesfalls entschuldigen wollte, noch nicht. Vertrauter Umgang mit dem neuen Staatschef dürfte der Bolloré-Gruppe unter anderem wegen ihrer vielfachen Geschäfte in Afrika zugute kommen. Dort redet Paris oft noch ein Wort mit. Die mit Bolloré zusammenarbeitende Tageszeitung "Le Monde" stellte in ihrer Wochenendausgabe ihre redaktionelle Unabhängigkeit unter Beweis: Sie unterstrich, Bolloré sei gar kein richtiger Freund Sarkozys, sondern bloß ein Bekannter. Schließlich sei Bolloré seit einer gescheiterten feindlichen Übernahme des Mischkonzerns Bouygues ein Intimfeind von Sarkozys bestem Freund Martin Bouygues.

Die Tage bis zum Antreten seines Amtes hatte Sarkozy sich in jedem Fall wohl anders vorgestellt. Gern hätte er sicher am Freitag ausgekostet, dass sein Porträt in der jüngsten Auflage des Nachschlagewerkes Petit Larousse nun in die Präsidenten-Galerie aufgenommen wurde. Stattdessen suchten Ermittler Sarkozys Anwalt auf und stellten ihm peinliche Fragen zu einer Rufmord-Affäre.

Für alle diese Probleme hat Sarkozy bei seinem prall gefüllten Terminkalender kaum Zeit: Pausenlos empfängt er Möchtegern-Mitglieder seiner künftigen Regierung und Anwärter auf Spitzenämter in der Regierungspartei UMP, deren Chef er noch ist. Sein Kabinett soll nur 15 Minister umfassen, darunter sieben Frauen. Vertreten sein sollen zudem das Zentrum und möglichst auch die Linken.

Spätestens nächste Woche will Sarkozy nur noch positive Schlagzeilen machen. Sehr symbolträchtig sagte er sich unmittelbar nach seiner Amtseinführung am kommenden Mittwoch in Berlin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an. Und genau symbolisch traf er noch vor der Amtsübernahme in Gegenwart seines scheidenden Vorgängers Jacques Chirac als ersten den Führer der libanesischen Parlamentsmehrheit, Saad Hariri. Am Freitagnachmittag waren Gespräche mit dem scheidenden britischen Premier Tony Blair angesetzt. Böse Stimmen in der französischen Presse mutmaßen seit langem, Sarkozy werde nach Blairs Abgang der neue "Pudel" von US-Präsident George W. Bush.

(afp2)
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