Persönlich Hassan Rohani . . . hofft auf einen Neustart in Davos

Der mit größter Spannung erwartete Gast beim Treffen der Wirtschaftselite und Spitzenpolitiker in Davos war der iranische Präsident Hassan Rohani. Berichterstatter aus aller Welt drängten sich aufgeregt, um kein Detail seiner Rede zu verpassen: Zum ersten Mal seit gut zehn Jahren sprach gestern wieder ein Präsident des Iran vor dem Weltwirtschaftsforum.

Hassan Rohani hofft auf einen Neustart in Davos
Foto: ap, Jean-christophe Bott

Rohanis wichtigste Botschaft: Alles ist anders, jetzt, wo Mahmud Ahmadinedschad nicht mehr Präsident ist. Seit seinem Amtsantritt im vergangenen Sommer lenkt Rohani das Land in neue Bahnen. Er wolle statt der seit mehr als drei Jahrzehnten dauernden Feindschaft mit den USA eine Freundschaft anstreben, teilte der 65-Jährige auf großer Bühne mit: "Ich glaube an konstruktive Zusammenarbeit."

Rohani setzt auf Sympathie. Für den grauhaarigen Mann mit Turban ist der Auftritt eine wichtige Chance. Denn gerade erst haben die USA und die EU nach einer vorläufigen Einigung im Atomstreit ihre Sanktionen gegen den Iran gelockert. In naher Zukunft will Teheran mit den fünf ständigen Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrates (USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien) und Deutschland ein dauerhaftes Atom-Abkommen erarbeiten. Staatsmann Rohani will charmant und ehrlich wirken: "Ich erkläre hier, dass Nuklearwaffen keinen Platz in der Verteidigungsstrategie des Iran haben."

Skeptische Stimmen folgen prompt: Rohani täusche die Welt, erklärte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Das "Regime der Ajatollahs" wolle lediglich eine Lockerung der Sanktionen erreichen, ohne jedoch das Atomwaffenprogramm aufzugeben, so sein Vorwurf. Dabei hatte Rohani auf Kritik an Israel verzichtet, mit der seine Vorgänger mehrmals provoziert hatte. Stattdessen bemühte er sich, die Konzerne daran zu erinnern, wer im Besitz der weltweit drittgrößten Erdölvorkommen ist, und nutzte die Gelegenheit, neue Partner zu umwerben.

(RP)
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