Persönlich Hans-Dietrich Genscher . . . hatte immer eine Pistole dabei

Sicher ist sicher: Hans-Dietrich Genscher (FDP) trug während seiner Zeit als Bundesminister immer eine Waffe in der Hosentasche. Aus Angst vor einem Angriff der damals aktiven linksextremistischen Terrorvereinigung "Rote Armee Fraktion" (RAF) sah Genscher diesen Umstand als notwendig an. Dem "SZ-Magazin" sagte der 88-Jährige jetzt: "Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie, ich hatte durchaus Grund zur Sorge."

Und die Sorgen des in Reideburg/Saalkreis geborenen Politikers waren absolut berechtigt: In einer TV-Dokumentation von 2007 sagte der frühere RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock, dass die Terrorgruppe eine Entführung Genschers bereits geplant hatte; der ehemalige Vorsitzende der Liberalen habe bei der RAF "ganz weit oben auf der Liste" gestanden. Gesundheitlich geht es Genscher, über den der georgische Politiker Eduard Schewardnadse einst sagte, nur Ronald Reagan habe bessere Witze erzählt, zuletzt wieder etwas besser. Noch Anfang des Jahres hatten ihn Ärzte wegen einer nicht näher bekannten Krankheit fast aufgegeben. Das politische Weltgeschehen verfolgt die FDP-Ikone noch immer mit scharfem Verstand. Zum Thema Griechenland meint Genscher, der für die Überwindung des Ost-West-Konflikts und die europäische Einigung gekämpft hat wie kaum ein anderer, dass die Krise ein Zeichen dafür sei, dass Europa sich täglich neu bewähren muss. Vor einem Austritt der Griechen aus dem Euro warnt er: Der Grexit sei "sehr gefährlich, weil es zu einer Zerfledderung Europas führen würde".

Auch zu Russland wartet Genscher - auch ohne Pistole in der Hosentasche - mit einer klaren Meinung auf. Außenpolitik verlange, auf sein Gegenüber Einfluss zu nehmen, und nicht sich abzuwenden. "Die Politik der Konfrontation ist unzeitgemäß. Wir brauchen die Kraft aller Staaten in Ost und West, um die Krisen um uns herum zu lösen", sagt er.

(RP)
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