Persönlich Hannelore Kraft . . . geht in den RAG-Aufsichtsrat

Wenn das Steigerlied erklingt, kämpft Hannelore Kraft schon mal mit den Tränen. So sehr fühlt sie sich den Kumpeln in den Bergwerken verbunden, die in den vergangenen Jahren im Ruhrgebiet zu Tausenden ihre Jobs verloren. Viele dieser Termine musste Kraft als Ministerpräsidentin absolvieren - und dabei wirkte sie, die gebürtige Mülheimer Arbeitertochter, als ginge es um sie selbst.

Den Prozess der Zechenschließungen wird die heutige SPD-Abgeordnete auch künftig noch begleiten. Wie eine Konzernsprecherin bestätigte, zieht Kraft in den Aufsichtsrat des Bergbauunternehmens RAG ein. Schon 2018, so ist es politischer Wille, sollen die letzten Kohlezechen schließen. Danach geht es darum, die sogenannten Ewigkeitslasten zu bewältigen.

Kaum ein deutscher Aufsichtsrat ist so politisch wie jener der RAG. An der Spitze steht der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, der aktuelle NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU) hat einen Sitz, auch Ehemalige wie Helmut Linssen (CDU). Für Kraft räumt SPD-Fraktionschef Norbert Römer vorzeitig seinen Platz, weil er sein Amt an der Spitze der SPD-Fraktion ohnehin bald aufgebe, heißt es. Sein Nachfolger an der Fraktionsspitze geht damit bei der RAG wohl leer aus, denn Krafts Berufung läuft zunächst bis zum Frühjahr 2019. In der Fraktion regt sich darüber einiger Unmut. Ohnehin ist es ein Mandat, das manch einer als Versorgungsposten bezeichnet. Seine Bezüge gibt Römer für Juli 2017 mit 1190 Euro an. Bei Kraft werde dies aber mit dem Übergangsgeld aus der Zeit als Ministerpräsidentin verrechnet, betonte ein SPD-Fraktionssprecher. Um die 56-jährige Protestantin war es nach ihrer Abwahl im Mai still geworden. Im Landtag nahm sie auf einer Hinterbank Platz. Mit Getreuen wie Ex-Innenminister Ralf Jäger sitzt sie im Sportausschuss. Abgesehen von Zwischenrufen und kleinen Anfragen aber macht sie sich kaum mehr bemerkbar.

Kirsten Bialdiga

(RP)
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