Persönlich Hande Firat . . . ist bei Erdogan in Ungnade gefallen

Sie wurde als "Erdogans Retterin" gefeiert und sollte in Schulbüchern besungen werden. Doch jetzt ist Hande Firat in Ungnade gefallen und könnte sogar im Gefängnis landen. Die türkische Journalistin moderierte in der Nacht des Putschversuchs in der Türkei die Live-Sondersendung des TV-Kanals CNN Türk. Plötzlich rief Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im Sender an und bat um Hilfe. Er war in der Stadt Marmaris an der Ägäis, weitab vom Machtzentrum, und musste befürchten, in die Gewalt der putschenden Offiziere zu geraten. Die 42-Jährige hielt ihr Handy mit seinem Live-Bild in die Kamera und sprach mit dem Präsidenten, der die türkischen Bürger zum Widerstand gegen das Militär aufrief.

Nach dem Scoop wurde die Mutter einer erwachsenen Tochter Leiterin des Hauptstadt-Büros der auflagenstärksten türkischen Zeitung "Hürriyet". Ihr Buch über den Staatsstreich "24 Stunden" wurde zum Bestseller. Erst vor wenigen Tagen wurde sie zur "besten politischen Journalistin der Türkei" gewählt. Hande Firat schien eine steile Karriere vor sich zu haben - bis zu jenem Samstag, an dem sie in der "Hürriyet" einen kontroversen Artikel über das Militär schrieb.

Unter der Überschrift "Unruhe im Militärhauptquartier" berichtete Firat über Konflikte in der Armee. Laut türkischen Medien tobte der Präsident und unterstellte Firat, einen Putsch herbeischreiben zu wollen - der Chefredakteur Sedat Ergin trat bereits zurück.

Hande Firat wurde bisher nicht entlassen, aber ihre Karriere dürfte einen empfindlichen Knick erleiden. Dabei hat die studierte Medienwissenschaftlerin unter Kollegen durchaus den Ruf einer staatsnahen Journalistin. Trotzdem könnte sie bald im Gefängnis landen, wie bereits mehr als 150 andere Journalisten: Ein Staatsanwalt hat Medienberichten zufolge ein Ermittlungsverfahren gegen die zuvor gefeierte Journalistin eingeleitet.

Frank Nordhausen

(RP)
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