Verlängerung des Studiums befürchtet "Hammerexamen" lässt massig Medizinstudenten scheitern

Berlin (rpo). Am "Hammerexamen" drohen massig Medizinstudenten zu scheitern. Sie haben deshalb am Mittwoch bundesweit gegen das geplante Examen zu Abschluss ihres Studiums protestiert.

In Berlin zogen nach Angaben der Veranstalter rund 350 Demonstranten vor das Bundesgesundheitsministerium, um Ressortchefin Ulla Schmidt die "rote Karte" zu zeigen. Deren Staatssekretär Theo Schröder wies die Kritik gegen die neue Abschlussprüfung als unberechtigt zurück. An den Aktionen beteiligten sich Studenten in 14 Universitätsstädten.

Die Fachtagung Medizin e. V., die Studierende der Humanmedizin vertritt, kritisierte, der "größte Murks" an der geplanten Änderung der Approbationsordnung sei das "Hammerexamen", die Zusammenlegung der drei bisher bestehenden Staatsexamen zu einer einzigen Prüfung. Sie solle am Ende des Studiums nach dem praktischen Jahr stattfinden.

Die Studenten befürchten dadurch eine Verlängerung ihres bereits 13-semestrigen Studiums um mindestens ein Semester. Während des praktischen Jahres gebe es kaum Zeit zum Lernen. Auch würden Studenten ohne Überprüfung ihrer Qualifikation auf die Patienten losgelassen. Die Demonstranten forderten an allen Aktionsorten, rote Postkarten an das Gesundheitsministerium und Bundeskanzler Gerhard Schröder zu schicken und gegen die Verschlechterung der ärztlichen Ausbildung zu demonstrieren.

Gesundheits-Staatssekretär Schröder wies darauf hin, dass Hochschullehrer und Studenten gefordert hätten, die Fächerprüfungen durch Hochschullehrer abnehmen zu lassen und dafür die Prüfungen nach dem sechsten und zehnten Semester zu streichen. Deshalb sollten künftig die Studenten zwischen dem fünften und zehnten Semester die Hochschulprüfungen für die einzelnen Fächer und die Querschnittsbereiche machen. Am Ende des praktischen Jahres stehe dann eine fallbezogene praxisorientierte Prüfung, die nicht auf einzelne medizinische Fächer abstelle, sondern eine Fallprüfung sei.

Der Prüfling müsse dabei unter Beweis stellen, dass er fächerübergreifend die wichtigsten Krankheitsbilder adäquat behandeln könne, erklärte Schröder. Diese völlig neue Prüfungsform setze über das Faktenwissen hinaus praktische Erfahrung im Umgang mit dem Patienten voraus. "Von der Zusammenfassung des Prüfungsstoffes von drei in eine Prüfung kann also nicht die Rede sein."

Für die FDP-Bundestagsfraktion ist dagegen die Kritik der Medizinstudenten berechtigt. "Ein einziges Examen nach Abschluss des praktischen Jahres ist eine Zumutung", erklärte Gesundheitsexperte Dieter Thomae.

(RPO Archiv)
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