Israelis entführen Hamas-Mann Hamas droht Selbstmordattentate an

Jerusalem/Hebron/Gaza (dpa). Die radikal-islamischen Hamas- Organisation hat nach dem Tod eines elfjährigen palästinensischen Jungen mit neuen Selbstmordanschlägen auf Ziele in Israel gedroht.

Bei der Beerdigung des Jungen, der am Samstag von israelischen Soldaten im Gazastreifen getötet worden war, kündigte ein maskierter Hamas-Aktivist am Sonntag an, zehn Selbstmordattentäter stünden bereit, um Rache für die Tötung von Zivilisten durch Israelis zu üben. Israelische Soldaten entführten nach palästinensischen Angaben unterdessen in Hebron im Westjordanland einen Hamas-Aktivisten.

Der israelische Rundfunk meldete unter Berufung auf diese Angaben, mehrere Mitglieder einer verdeckten Einheit hätten den Mann aus palästinensisch kontrolliertem Gebiet verschleppt. Die Soldaten seien mit einem getarnten Fahrzeug gekommen und hätten den Hamas-Mann, der mit Frau und Kindern unterwegs war, mit gezogenen Waffen zum Aussteigen gezwungen. Danach hätten sie ihn in ihrem Auto mitgenommen. Von israelischer Seite wurde die Aktion zunächst nicht bestätigt. Hamas hatte sich zu dem verheerenden Selbstmordanschlag in Tel Aviv bekannt, bei dem am 1. Juni 21 Menschen getötet worden waren.

Scharon: Waffenruhe nur bei Ende der Gewalt

In einem Dorf nahe der Autonomiestadt Ramallah errichteten israelische Soldaten nach einem stundenlangen Schusswechsel einen neuen Militärposten. Nach palästinensischen Angaben verschanzten sich die Soldaten in einem Haus im Dorf Nebi Salah. Aus dem Gebäude sei zuletzt immer wieder auf einen israelische Siedlung geschossen worden, begründete ein Armeesprecher das Vorgehen. Drei Einwohner des Dorfs wurden nach palästinensischen Angaben bei dem Schusswechsel verletzt.

Die Vorfälle ereigneten sich zehn Tage nach einer israelisch- palästinensischen Verständigung auf eine siebentägige vollständige Waffenruhe. Nach Ansicht der Palästinenser begann diese einwöchige Testphase zeitgleich mit der Vereinbarung. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon verlangt jedoch zuvor ein Ende der Gewalt in den Palästinensergebieten. Widersprüchliche Angaben gab es am Sonntag über die Haltung der USA. Während der israelische Armeesender meldete, die Testphase habe nun auch aus US-Sicht begonnen, berichteten andere Medien, die USA wollten zuvor die weitere Entwicklung in den Palästinensergebieten abwarten.

Langfristig soll Mitchell-Plan umgesetzt werden

Der Testphase soll eine "Abkühlungsperiode" folgen, die nach einer Vereinbarung israelischer und palästinensischer Sicherheitsexperten anstatt sechs nun vier Wochen andauern soll, wie israelische Medien berichteten. Danach soll mit der Umsetzung des so genannten Mitchell- Plans begonnen werden, der unter anderem vertrauenbildende Maßnahmen, einen israelischen Siedlungsstopp und eine Wiederaufnahme von Friedensgesprächen vorsieht.

In den Palästinensergebieten war es in den vergangenen Tagen verhältnismäßig ruhig geblieben. Der schwerste Zwischenfall ereignete sich am Samstag im Gazastreifen, wo der elfjähriger Palästinenser von israelischen Soldaten getötet wurde. Drei weitere Jugendliche wurden dabei nach palästinensischen Angaben verletzt. Die Palästinenser hätten rund 25 Handgranaten auf die Soldaten geworfen, berichtete der israelische Rundfunk. Die Soldaten hätten daraufhin zurückgeschossen.

(RPO Archiv)
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