Kritik an Doppelmoral der Deutschen „Wir sind keine Engel“ - Habeck verteidigt Reise nach Katar bei Lanz

Berlin · Wirtschaftsminister Robert Habeck hat bei Markus Lanz seine Reise nach Katar verteidigt. Mit seinem Abschlussmonolog über die Doppelmoral der Deutschen sorgte er für Erstaunen bei Lanz und seinen Gästen - und für viel Zuspruch im Netz.

 Wirtschaftsminister Robert Habeck konterte Kritik an seiner Reise nach Katar mit einer Grundsatzdebatte über die Moral der Deutschen. Seiner Meinung nach entdecke Deutschland sein moralisches Gewissen nur punktuell.

Wirtschaftsminister Robert Habeck konterte Kritik an seiner Reise nach Katar mit einer Grundsatzdebatte über die Moral der Deutschen. Seiner Meinung nach entdecke Deutschland sein moralisches Gewissen nur punktuell.

Foto: dpa/Tobias Schwarz

Eigentlich war alles wie immer: Markus Lanz debattierte mit seinen Gästen über aktuelle Themen. Dieses Mal: Der Ukraine-Krieg und ein Importembargo auf Gas und Öl. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der unter den Gästen war, musste dabei seine Flüssiggas-Verhandlungen mit Katar verteidigen. Hintergrund: Katar soll unter anderem Terroroganisationen unterstützen und Menschen unter elenden Bedingungen arbeiten lassen. Am Ende der Sendung sagte Habeck, dass die Deutschen nicht immer so moralisch einwandfrei handeln, wie sie glauben.

Deutsche fahren mit Öl aus Saudi-Arabien

Habeck kritisierte vor allem die Doppelmoral der Deutschen, die sich über einige Dinge keine Gedanken machen: „Womit fahren eigentlich unsere Autos? Kann es sein, dass dort Öl aus Saudi-Arabien drin ist? Und wo ist eigentlich die Markus-Lanz-Sendung gewesen, wie verlogen wir sind, dass wir uns über Putin aufregen, aber mit saudischem Öl durch die Gegend gondeln?“, fragte er die Runde.

In Deutschland wird nicht immer alles richtig gemacht

Der Vizekanzler ging aber noch weiter und zerstörte die Illusion, dass Deutschland immer auf der Seite der Guten steht. „Wenn wir unseren Alltag leben, wenn wir unsere Autos tanken, wenn wir unser Hack aufs Mettbrötchen draufschmieren, immer sind wir auf der Seite der Guten?“, fragte Habeck. „Das können nur Leute glauben, die noch nie im Schweinestall waren. So ist es nicht.“

Konsequenzen weniger schlimm machen

Doch was kann man tun, um aus dieser moralischen Misere zu entkommen? Habeck entschied sich für folgenden Ansatz: „Was immer wir tun, hat Konsequenzen, wir sind keine Engel, aber wir können versuchen, die Konsequenzen Schritt für Schritt ein bisschen weniger schlimm zu machen.“ Katar sei in diesem Fall ein bisschen weniger schlimm als Putin.

Vor allem positive Reaktionen auf Twitter

Die Twitter-Community zeigte sich beeindruckt von den ehrlichen Worten des Ministers.

  • „Schon fast anstrengend, dass da jemand andauernd so vernünftige Wort ausspricht. Ist man in den Talkshows so gar nicht gewohnt.“
  • „Habeck ist einfach eine Wohltat. Und diese Ansage war mal bei Herrn Lanz in dieser Deutlichkeit längst überfällig! Endlich jemand, der die Dinge ins richtige Lot rückt. Oder es zumindest ehrlich versucht“
  • „Steinigt mich, ich finde Habeck sowas von faszinierend. Kann es sein, dass wir im Wust von unqualifizierten Politikern einen Guten und Ehrlichen gefunden haben?“
  • Sehr beeindruckend und klar. Habeck wirkt integer und aufgeräumt und ist aktuell eine eigene Klasse von Politiker. Ich wünsche mir diese Art der Kommunikation von der Politik und insbesondere auch von anderen Ministern. Ich muss auch nicht immer mit allem einverstanden sein.“
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