Wien Grünen-Politiker im Flüchtlingszug nach Rosenheim

Wien · Es war eine spontane Aktion, die Michel Reimon in einen Flüchtlingszug von Wien nach Rosenheim brachte. Ein Bekannter hatte den österreichischen Grünen-Politiker gebeten, zum Wiener Hauptbahnhof zu kommen. Dort waren mehr als 500 Flüchtlinge in einen leeren Zug nach München eingestiegen. "Ich sollte als politischer Beobachter mitfahren", sagt Reimon. Bei der Abfahrt habe es keine Kontrollen gegeben. Die Menschen hätten dennoch alle Tickets gekauft. Wenige Tage zuvor wurde in Österreich ein Lkw mit 71 toten Flüchtlingen gefunden. "Mich macht das sehr nachdenklich: Die Menschen kommen für wenige Euro über die Grenze, wenn man sie nur lässt. Aber wenn man sie nicht lässt, suchen sie aus Verzweiflung einen verdeckten Weg, zahlen viel Geld an Schlepper, und manche sterben auf der Fahrt."

Im Innern des Zugs gesellte sich Reimon zu den Flüchtlingen und fragte sie nach ihren Geschichten. "Besonders erschüttert hat mich die Erzählung eines Familienvaters, der mir auf seinem Handy Bilder aus Syrien gezeigt hat", sagt Reimon. Auf den Bildern seien die Leichen von zwei Kindern des Flüchtlings zu sehen gewesen. Die Mädchen hatten den Bürgerkrieg in ihrem Heimatland Syrien nicht überlebt.

Auf Facebook hat Michel Reimon die Zugfahrt mit Fotos und kurzen Porträts der Helfer sowie Flüchtlinge dokumentiert.

(RP)
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