Namensrecht-Vorschlag der Grünen Wenn aus Herrn Müller und Frau Schneider die Eheleute Schnüller werden

Meinung | Düssedorf · Der rechtspolitische Sprecher der Grünen hat vorgeschlagen, Eheleuten auch die Verschmelzung ihrer Namen anzubieten. Aus Schneider und Müller würde dann Schnüller. Die Idee ist so schwachflüssig wie übersinnig, oder?

Das sind die lustigsten Namensverschmelzungen
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Das wären die lustigsten Promi-Namensverschmelzungen

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Foto: dpa/Jens Kalaene

Wenn Menschen heiraten, müssen sie allerhand Fragen klären, die das Zeug zur ersten Belastungsprobe ihrer Beziehung besitzen. Etwa die Regelung des Namens. Soll es künftig ihr Nachname sein oder seiner? Behält jeder seinen Namen oder gibt es eine Kombination mit Bindestrich? Und wer von beiden soll den Doppelnamen dann tragen – und für den Rest seines Lebens am Telefon wiederholen. Nochmal bitte.

Wäre es da nicht nett, mit den Brautleuten auch die Namen zu verheiraten, sie also in einen Tiegel zu werfen und zu verschmelzen. Aus zwei mach eins – und alle Unstimmigkeiten schmelzen wie Eis in der Sonne. So hat es der rechtspolitische Sprecher der Grünen Helge Limburg (40) vorgeschlagen. In England wird das „Meshing“ bereits praktiziert. Doch in Deutschland würde das Neuarrangement der Namenshälften bedeuten, dass aus Schmidt und Meier zum Beispiel Schmeier würde. Oder aus Baumann und Müller Bauer oder Müllmann. Oder aus Leutheuser-Schnarrenberger Leutberger und aus Strack-Zimmermann Strackmann – ach nein, sie heißt ja ohnehin schon Strazi.

Der einzige Vorteil solcher Amalgamierungen ist die Kürze. Doch das ist allein eine Frage der Effizienz. Ästhetik, Wohlklang, Sprachempfinden blieben auf der Strecke. Die Tradition sowieso. Man stelle sich nur vor, wie Stammbäume bald aussehen würden, wenn verschmolzene Namen immer weiter verschmolzen würden – spätestens nach drei Generationen ergäben sich bizarre Silben-Legierungen, die nichts mehr von Herkunft und familiären Wurzeln erzählen. Aber viel darüber sagen würden, was die Gegenwart zu opfern bereit ist, damit Menschen es bequemer haben.

Nun hat bei der Formung von Namen Mundfaulheit schon immer eine Rolle gespielt. Der Name der Autorin stammt zum Beispiel von Quirinus, doch war das Aussprechen wohl so mühsam, dass im Laufe der Jahre Krings daraus wurde. Das sind die Wasser der Zeit, formen bekanntlich sogar Steine. Doch die gesetzlich gerahmte Vermischung von Namen wäre dagegen ein brutaler Akt. Absichtlich vorgenommen, im Namen der neuen Gedächtnislosigkeit standesamtlich verkündet. Herr Schneier darf Frau Wagder jetzt küssen. Oder umgekehrt? Als sei es gerechter, zwei Identitäten in eine neue zu zwängen, statt jedem Paar die Möglichkeit zu lassen, die Wahl des Namens auszuhandeln, damit auch feine Signale über ihr Selbstverständnis zu senden.

 Vor dem Ja-Wort müssen sich Paare über die Namen einig werden.

Vor dem Ja-Wort müssen sich Paare über die Namen einig werden.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Der zuständige Justizminister Marco Buschmann (FDP) hat sich schon gegen den Vorschlag ausgesprochen. Er möchte vielmehr das bestehende Namensrecht noch um Optionen erweitern. Etwa beiden Partnern die Möglichkeit einräumen, den Bindestrichnamen zu tragen. Das wäre tatsächlich gerechter, denn zumindest latent gibt es natürlich noch den Druck auf Frauen, sich den Bindestrich anzutun. Männer lassen es lieber. Allerdings wählen manche Frauen diese Option auch durchaus selbstbewusst, um zu zeigen, wer sie waren, wer sie geworden sind und dass eine Ehe nicht nichts ist, sondern das Leben verändert. Die Namenskreuzung dagegen ist ein lustiges Spiel. Und sollte es bleiben. Fümer.

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