John Lennon soll IRA unterstützt haben Großzügige Spende im Januar 1972

London (dpa). John Lennon, der im Dezember 1980 ermordete Ex-Beatle, hat nach Überzeugung des britischen Geheimdienstes MI5 die nordirische Untergrundarmee IRA und marxistische Organisationen finanziell unterstützt. Dies geht aus Unterlagen hervor, über deren Veröffentlichung von US-Gerichten entschieden wird und über die zwei große Londoner Sonntagszeitungen berichteten. Einige der angeblichen Geldempfänger haben bereits dementiert.

Auf der Höhe der Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg habe der britische Geheimdienst seine Erkenntnisse über Lennon der US-Bundespolizei FBI übergeben. Diese wiederum habe, auch weil Präsident Richard Nixon von Lennon und dessen Frau Yoko Ono einen verderblichen Einfluss auf die US-Jugend befürchtete, nach Möglichkeiten gesucht, gegen den zunehmend in den USA lebenden Lennon vorzugehen und seinen Wunsch nach dauerhaftem Aufenthaltsrecht zurückzuweisen.

Lennon soll diesen MI5-Unterlagen zufolge der IRA, die mit Gewalt gegen die Briten in Nordirland kämpfte, eine erhebliche Summe zur Verfügung gestellt haben. Dies sei nach dem sogenannten "Blutsonntag" vom Januar 1972 geschehen, als britische Soldaten auf Zivilisten schossen und Lennon Lieder über Irland geschrieben habe, deren Erlös nach damaligen Mitteilung "der irischen Bürgerrechtsbewegung" zugeflossen sei. Lennon habe damals gesagt: "Wenn ich zwischen der britischen Armee und der IRA entscheiden muss, dann bin ich auf Seiten der IRA."

Beatles-Biograf Hunter Davies wurde in der Zeitung "The Observer" mit den Worten zitiert: "Es würde mich überhaupt nich überraschen, wenn er der IRA Geld gegeben hätte." Ein Sprecher von Sinn Fein, dem politischen Arm der IRA, wollte das nicht bestätigen, sagte aber: "Es ist nicht unglaublich."

Ex-Studentenführer Tariq Ali, Herausgeber einer Zeitschrift namens "Roter Maulwurf", bezweifelt das hingegen: "Wir haben ständig darüber geredet und ich bin sicher, dass Lennon es mir gesagt hätte, wenn er der IRA hätte Geld geben wollen." Ali bestritt MI5-Informationen, dass Lennon den "Rote Maulwurf" finanziert habe.

Die trotzkistische "Revolutionäre Arbeiterpartei", für die damals die Schauspielerin Vanessa Redgrave Reklame machte, soll den Geheimdienstunterlagen 45 000 Pfund von Lennon bekommen haben, nach heutigem Geld 400 000 Pfund (1,2 Millionen Mark), berichtete die "Sunday Times". Roger Smith, seinerzeit Mitglied des Politbüros der Partei, dementierte: "Ich weiß von absolut keiner Verbindung zwischen Lennon und uns. Wir wären ja sehr glücklich gewesen, wenn er uns Geld gegeben hätte."

Der frühere MI5-Agent David Shayler, der jetzt in Frankreich lebt, hatte in einer Eidesstattlichen Versicherung für ein Gericht in Los Angeles erklärt, er habe 1993 die Lennon-Akten des Geheimdienstes gesehen. Unter anderem habe dazu ein von Lennon mit der Hand geschriebener Text seines politischsten Liedes "Working Class Hero" (Held der Arbeiterklasse) gehört. Ein Informant in der Revolutionären Arbeiterpartei, der laufend für den Geheimdienst gearbeitet habe, habe diesen Text abgefangen. Das FBI hat sich bisher geweigert, zehn Lennon-Dokumente zu veröffentlichen. Laut "Sunday Times" soll damit verhindert werden, dass bekannt wird, wer damals in der trotzkistischen Partei für den britischen Geheimdienst arbeitete.

Der Historiker Jon Wiener von der University of California, der seit Lennons Ermordung durch einen geistesgestörten Fan eine Reihe von Geheimdienst-Unterlagen aufgespürt hat, hatte am Freitag vor dem Gericht in Los Angeles erreicht, dass das FBI zwei von zehn noch geheimen Unterlagen herausgeben muss. Dagegen ist allerdings Einspruch seitens des FBI möglich. Wiener erklärte, Lennon habe sehr unter den Nachstellungen der Geheimdienste gelitten: "Das Agentenspiel hat John Lennon zerbrochen."

(RPO Archiv)
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