Persönlich Giannis Varoufakis . . . hat keine Angst vor Schlägern

Ausgerechnet in einer traditionellen Taverne im Athener Anarcho-Stadtteil Exarchia wurde Griechenlands Finanzminister Giannis Varoufakis (54) attackiert. Er hatte dort mit seiner Frau zu Abend gegessen, als plötzlich zwei Vermummte das Paar aufforderten, das Lokal zu verlassen. "Du hast in Exarchia nichts zu suchen", drohte einer in Richtung des Finanzministers und wurde sogar handgreiflich. Auch Gegenstände flogen in Richtung des Tisches, ohne allerdings zu treffen. Varoufakis' Frau Danae Stratou schützte ihren Mann vor den Schlägern, indem sie ihn umarmte, wie der Politiker später mitteilte.

Exarchia ist eine Hochburg der links-autonomen Bewegung in Griechenland. Von dort gingen die Studentenproteste aus, die schließlich 1974 die damalige Militärdiktatur in Griechenland stürzten.

Das Ehepaar Varoufakis ließ sich von den Chaoten nicht stören, sondern verließ erst um Mitternacht die Taverne. Vor der Tür hatten sich allerdings noch mehr Autonome versammelt. Die Situation drohte zu eskalieren, als Varoufakis mit seiner Frau das Motorrad zur Heimfahrt besteigen wollte. Der griechische Wirtschaftsexperte nahm seinen Helm ab und redete mit den Autonomen. "Ihr könnt mich schlagen, wenn ihr wollt", hat er laut eigenen Angaben zu ihnen gesagt. "Aber hört erst einmal, was ich sage." Er habe selbst einige Jahre in Exarchia gelebt, er finde die Gegend gut. Daraufhin ließen die Polit-Schläger vom Minister ab. "Du kannst wiederkommen", sagte einer. "Aber nur, wenn du kein Politiker mehr bist."

Varoufakis ist bei seinen europäischen Kollegen umstritten, weil er sich nicht auf Kürzungen im Sozialbereich einlassen will, um den griechischen Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. Der exzellente Ökonom ist für seine exzentrischen Auftritte bekannt. Nach Dienstschluss verzichtet er aber auf die Attribute des Amts wie Fahrer oder Leibwächter. Das soll so bleiben. Martin Kessler

(RP)
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