Persönlich Giannis Dragasakis ... lässt Tsipras links liegen

Griechenlands stellvertretender Premierminister legt mehr Wert auf Etikette als seine Kabinettskollegen Alexis Tsipras und Giannis Varoufakis. Bisweilen ist Giannis Dragasakis bei öffentlichen Anlässen mit einer Krawatte zu sehen. Nicht nur deshalb passt er vermutlich besser an einen Verhandlungstisch mit den internationalen Geldgebern. Der 68-jährige Politiker ist auch der Experte für Wirtschaftsfragen. Und hat als einziger im noch amtierenden Kabinett Regierungserfahrung: Von 1989 bis 1990 war er stellvertretender Wirtschaftsminister der Koalitionsregierung unter dem parteilosen Ministerpräsidenten Xenophon Zolotas. Seit der Zuspitzung der Krise gilt Dragasakis als gemäßigtes Mitglied der griechischen Regierung. Er sei von Anfang an gegen das Referendum gewesen, hieß es. Der Wirtschaftsexperte studierte an der London School of Economics und ist bislang Mitglied in drei Parteien gewesen.

Schon in jungen Jahren engagierte er sich für die Kommunistische Partei, die während der griechischen Militärdiktatur verboten war und den bewaffneten Widerstand gegen das Regime unterstützte. 1989 zog Dragasakis erstmals ins griechische Parlament ein. Bis 1991 blieb er Mitglied der Kommunistischen Partei. Danach trat er der neu gegründeten linken Partei Synaspismos bei, die sich für Ökologie, Feminismus und Pazifismus einsetzt und ab Mitte der 90er Jahre zur viertgrößten Partei Griechenlands wurde. Die reformistische Linkspartei verband sich mit dem Wahlbündnis Syriza und löste sich 2013 endgültig auf.

Von 2012 bis 2015 war Dragasakis Vizepräsident des griechischen Parlaments. Im Januar 2015 berief ihn Alexis Tsipras, seit 2008 Vorsitzender der Syriza, zum stellvertretenden Ministerpräsidenten.

Die Zeitung "To Vima" berichtete jüngst, es gebe bereits Überlegungen, Regierungschef Tsipras durch Dragasakis zu ersetzen.

(RP)
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