Getötete Deutsche war Dolmetscherin

Bei der in Nordafghanistan getöteten Deutschen handelt es sich um eine 35-jährige Dolmetscherin aus Chemnitz. Das teilte die christliche Hilfsorganisation International Assistance Mission (IAM) in Kabul mit und widersprach damit anders lautenden Berichten, wonach es sich bei der Getöteten um eine Ärztin gehandelt habe. Daniela B. war am Donnerstag bei einem Überfall auf ein IAM-Medizinerteam in der Provinz Badachschan getötet worden. Auch sechs Amerikaner, zwei Afghanen und eine Britin wurden erschossen.

Daniela B. hatte ursprünglich Englisch und Russisch studiert, hatte zusätzlich einen Abschluss als Deutschlehrerin für Ausländer. 2007 kam sie nach Afghanistan und lernte dort mehrere lokale Sprachen – darunter Dari und Paschtu. Die ebenfalls getötete britische Ärztin Karen Woo aus Herfordshire hatte Daniela B. als Dolmetscherin für die Tour angeheuert. Woo hatte die Reise nach Nuristan mit Hilfe von Spenden finanziert. Sie wollte dort eine Mutter-Kind-Krankenstation aufbauen. Außerdem plante Woo, Ende des Monats zu heiraten. Leiter des Ärzteteams war der Amerikaner Tom Little, der seit 30 Jahren in Afghanistan arbeitete.

Die Taliban bekannten sich zu dem Massaker und beschuldigten das IAM-Team, für die USA spioniert und für das Christentum missioniert zu haben. Der Direktor der Hilfsorganisation in Kabul, Dirk Frans, wies dies zurück. Es sei zwar wahrscheinlich, dass die Mitarbeiter Bibeln bei sich gehabt hätten. In dem Fall habe es sich aber um deren Privatexemplare auf Englisch oder Deutsch gehandelt und nicht wie von den Taliban angegeben in afghanischen Sprachen. Frans legte eine Genehmigung der afghanischen Regierung vor, wonach das Ärzteteam im entlegenen Parun-Tal Patienten mit Augenerkrankungen behandeln durfte. Der Einsatz habe keinen missionarischen Bezug gehabt, sagte der IAM-Direktor. Seine Organisation sei seit vier Jahrzehnten in Afghanistan aktiv und habe nicht vor, sich aus dem Land zurückzuziehen.

Auch die Christoffel-Blindenmission (CBM) will nach dem Mord ihre Projekte in Afghanistan weiterführen. Die CBM werde weiterhin Augenkliniken des Hilfswerks IAM und ein Mikrokreditinstitut anderer Partner in Afghanistan unterstützen, sagte Direktor Rainer Brockhaus. Allerdings werde die Organisation die Gefährdung von mobilen Einsätzen in entlegenen Gebieten neu bewerten und deren Förderung möglicherweise verringern. Die CBM hat nach den Angaben von Brockhaus keine eigenen Mitarbeiter in Afghanistan. Die getötete Deutsche war für IAM im Einsatz.

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