Alltag im Homeoffice Mal ‘ne Pause einlegen

Meinung | Düsseldorf · Pausen riechen nach Käsebrot und schmecken nach Kaffee. Doch im Zeitalter von Workflow, Gleitzeit und Homeoffice verschwinden sie für viele aus dem Alltag. Warum das ein Verlust ist.

 Wer den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt, sollte die Pause nutzen, um sich zu bewegen.

Wer den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt, sollte die Pause nutzen, um sich zu bewegen.

Foto: dpa-tmn/Klaus-Dietmar Gabbert

Pause. Schon das Wort hat etwas Altmodisches. Man riecht dann schon die Käsebrote, hört die Kaffeemaschine röcheln – wie früher. Als seien mit den Schichtarbeitern und Tarifverträgen auch die Unterbrechungen von Arbeit verschwunden. Untergegangen im Workflow. Abgeschafft von Leuten im Homeoffice, die Arbeit und Leben sowieso nur noch schlecht trennen können. Dann nicht auch noch Pausen einhalten wollen. In der eigenen Küche. Ohne Kollegen.

So wird sie verdrängt, die gute alte Pause. Die Minuten also, in denen man den Arbeitsplatz verlässt, nicht mehr auf Werkbank oder Bildschirm schaut, sondern etwas gänzlich Anderes tut. Kaffeetrinken zum Beispiel. Oder ‘ne Runde um den Block spazieren. Oder kurz mit jemandem über Alltag plauschen. Manchen gilt das als Faulheit, als schädliche Unterbrechung des Eigentlichen, als Ineffizienz. Dabei geben Pausen in der Regel frischen Elan. Die Unterbrechung allein bringt auch oft einen neuen Blick auf das Alte. Etwas, das zuvor nicht gelingen wollte, klappt plötzlich viel schneller. In körperlichen Berufen ruht man sich aus, tankt neue Kraft. Denen am Schreibtisch tut oft gerade die Bewegung in der Pause gut. Man steht mal auf, geht ein paar Schritte, sieht kurz etwas Anderes. Das regt das Hirn an.

Natürlich können Pausen auch ein Ärgernis sein. Wenn etwa für Kunden der Eindruck aufkommt, sie störten beim Erzählen. Wenn also demonstrativ pausiert wird, wo akute Arbeit drängt oder Menschen mit berechtigten Anliegen ignoriert werden. Zu ausgedehnte Pausen machen lahm und kosten am Ende Energie. Kurze, aber entschiedene Unterbrechungen sollte man sich dagegen nicht abgewöhnen. Denn weiter und immer weiter zu arbeiten, mag sich aufopferungsvoll anfühlen, es geht oft auch mit einem inhaltlichem Ausufern einher, das man irgendwann wieder einfangen muss. Kleine Besinnungseinheiten zwischendurch können das ersparen.

Und das Kleine gilt oft auch im Großen. Ein paar Tage mit Ruhe einzuschieben, verändert oft den Blick auf den Alltag. Auch dazu können närrische Tage ja gut sein.

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