Kolumne: Gesellschaftskunde Die Komfortzone verlassen

Düsseldorf · Nun wirken die Städte wieder leerer, weil Menschen ihrem Erlebnishunger und Entdeckerdrang folgen und auf Reisen sind. Für manche mag es auch nur darum gehen, das zu tun, was man nun mal macht, wenn Schulen und Kindergärten schließen und Familien damit signalisieren, dass die Zeit nun für eine Weile wieder ihnen allein gehört. Und gestaltet werden will.

 Dorothee Krings.

Dorothee Krings.

Foto: Krings

Die Deutschen reisen gern und ausgiebig. Sie reden viel darüber und sind nicht knauserig. Doch sind Gespräche über das Reisen oft ernüchternd. Da werden tolle Ziele genannt, diese oder jene Homepage für die Ferienwohnungs-Schnäppchenjagd empfohlen. Doch zum Eigentlichen kommt man nicht. Zum Erkenntnisgewinn nämlich, den das Reisen bescheren sollte.

Dabei sollte es beim Reisen, das nicht nur der Erholung dient, doch um andere Einblicke, irritierende Erfahrungen, erweiterte Horizonte gehen. Stattdessen ist von Zeitvertreib und Bequemlichkeiten die Rede, und man wird das Gefühl nicht los, dass Reisen im Konsumzeitalter zwar an Mühsal verloren hat, aber eben auch an Wert.

Nun ist das natürlich keine Frage des Komforts. Auch Reisende früherer Zeiten, die in der Kutsche ordentlich durchgerüttelt wurden, sind womöglich nicht wesentlich klüger heimgekehrt als die Ballermänner von heute. Was Reisen bedeutet, hängt also von der Haltung ab, mit der man aufbricht und unterwegs ist.

Für gutes Reisen benötigt man Selbstvertrauen und Neugier, die Bereitschaft, etwas in Erfahrung zu bringen und dafür aus der eigenen Komfortzone auszubrechen. Das hat mit räumlicher Entfernung wenig zu tun. Auch ein Ausflug in den nächsten Stadtteil kann ein Abenteuer werden, wenn man dort auf Welten stößt, die einem fremd sind. Und wenn man davor keine Angst hat, sondern sich tatsächlich als Reisender versteht - und das Fremde erkundet.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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